Seit mehr als 5.000
Jahren tobt ein unerbittlicher Bruderkrieg zwischen dem Volk der
Hochelfen und ihren Dunklen Vettern, den Drucii. Hoch aus dem
Norden, aus dem eisigen Reich Naggaroth, schickt der Hexenkönig
Malekith seine Krieger gegen die Bewohner des mystischen Inselreichs
Ulthuan aus.
Viele blutige Schlachten wurden geschlagen, und die Zahl der Toten
kennt niemand. Und obwohl die nördliche Küste Ulthuan
lange keinen Frieden mehr kannte, so gab es doch auch dort wenige
Orte die von den blutigen Taten der Dunkelelfen verschont geblieben
worden waren.
So ein Ort war die Hafenstadt Lyvis.
An der Grenze von Tiranoc zu den Schattenländern gelegen,
wurde es durch eine seltsame Fügung des Schicksals stets
vom Krieg verschont.
Doch genau dieses seltsame Schicksal war es auch, das die Zeit
des Friedens beendete.
Dem Hexenkönig selbst, wurde das Glück von Lyvis bekannt.
Und seine Boshaftigkeit und Grausamkeit kannte keine Grenzen.
Auf seinen Befehl hin wurde eine ganze Armee aufgestellt, einzig
und alleine um Lyvis niederzubrennen. Aufgrund der langen Zeit,
in der sich die Stadt der Aufmerksamkeit der Drucii entziehen
konnte, schien es dem Hexenkönig nur als angebracht, wenn
dort keine Sklaven gemacht wurden.
Ausmerzen, das war der einzige Befehl den die Armee erhielt.
. . .
In einer sternenlosen Nacht steuerte die schwarze Arche „Dunkle
Verdammnis“ die Küste Ulthuan an.
Laut hallten die tiefen, dunklen Hörner der Drucii als
sie den Sturm auf die Küstenstadt begannen. Der swimmende
Berg war in der tiefschwarzen Nacht ungesehen so nahe an die
Stadtmauern von Lyvis herangekommen, dass eine Gegenwehr nahezu
sinnlos geworden war.
In aller Eile formierte sich die Stadtgarde von Lyvis. Mächtige
Speerschleudern wurden rasch in Position gebracht und die Stadt
war hell erleuchtet von hunderten von Fackeln und Kohlebecken.
Doch noch bevor die mutigen Krieger der Hochelfen ihre Verteidigung
komplett hatten aufstellen können, war der Feind bereits
über ihnen. Schwere bronzene Brückenwege krachten
von der schwarzen Arche auf die weißen Mauern der Hafenstadt
herab und gaben den Weg für die schreckliche Brut Naggaroth
frei. In schier unendlicher Zahl spie die Festung mordgierende
Krieger aus.
Die dunklen Soldaten Malekiths überrannten die Wehranlagen
und töteten jeden der sich ihnen in den Weg stellte. Sie
stürmten die Stadt und der Palast von Lyvis war ein einziges
Flammenmeer.
In ihrem rasenden Hass schlugen und zerhackten die Dunkelelfen
selbst die Körper der Toten, und auch die Tiere der Stadt
wurden abgeschlachtet. Die Schreie der sterbenden Asur und der
ihrer Mörder hallten vereint von den Bergen wieder und
die Meeresbrandung färbte sich rot.
Kapitän Rakuhl war zufrieden. Kein Lebewesen atmete mehr
in ganz Lyvis.
Es war bereits Morgen als er durch die noch rauchenden Ruinen
schritt, vorbei an zerstückelten Leichen, die wohl niemand
mehr hätte erkennen können.
Ein Lächeln lag auf seinen dünnen Lippen und verlieh
dem Heerführer der Drucci einen Hauch von Wahnsinn zu seinem
eiskaltem Blick.
Auf seinem Befehl hin wurde der gehäutete Kopf des Stadthalters
auf die Spitze seines persönlichen Banners gesetzt.
Doch seine Freude schlug rasch in blanke Wut um. Ja, vielleicht
sogar in Angst.
Man berichtete Rakuhl, dass der Sohn des Stadthalters, Prinz
Alar, samt einiger Vertrauter aus der Stadt geflohen sein sollen.
Manchen dieser Elfenschwächlinge hätte man diese Information
noch abringen können, bevor sie sich feige in den Tot geflüchtet
hatten.
Er spuckte aus.
Wie er dieses Hochelfenpack hasste. Mögen sie alle unter
Khains Schwert enden!
Rakuhl hatte seine Befehle direkt und persönlich von Malekith
empfangen. Es würde den Hexenkönig nicht erfreuen,
dass der Thronerbe von Lyvis entkommen war. Und er würde
es erfahren, kein Zweifel!
Er musst diesen Bastard finden und ihn seinen Kopf abschlagen,
alleine nur um seinen eigenen zu behalten.
Doch das Lächeln kam rasch auf Rakuhls Gesicht zurück.
Nicht nur die Armee wurde ihm unterstellt, sondern auch eine
andere Waffe. Eine Waffe die bisher nur wenige Drucii Heerführer
hatten befehligen dürfen. In seiner Weisheit hatte der
große Malekith, ihm, Kapitän Rakuhl, den Assassine
Nachtschatten unterstellt.
„Bringt IHN mir!“ schrie er seine Kommandanten an,
die sofort davoneilten. Jeder wusste wen oder was er meinte.
Und bereits jetzt konnte er auf einigen Gesichtern seiner Krieger
Angst erkennen.
Sein Lächeln wurde breiter.
Als Kind von seinen leiblichen Eltern in der Todesnacht geraubt,
wurde der blutbefleckte Tempel des Khain zu seinem neuen Zuhause.
Getrennt von allen anderen Elfen waren die Hexen des Tempels
seine einzigen strengen Lehrmeister. Anfangs erprobte er seine
Fähigkeiten an älteren Männern und Frauen aus
den Reihen der Sklaven, manchmal auch an gleichaltrigen Kindern.
Nach einigen Jahren der Kampfausbildung waren auch kräftigere
Kriegersklaven seine Gegner. Obwohl er selbst immer noch kein
Mann war, konnte er die kräftigen Krieger der Menschen
ohne Mühe töten.
Doch seine Ausbildung umfasste mehr als nur das schnelle Morden.
Er erlernte den Umgang mit den tödlichsten Giften, das
Tarnen und das Jagen von Menschen. Ihm wurde die absolute Treue
und Ergebenheit gegenüber dem Hexenkönig eingebrannt
und ließen keine Platz für eigene Gedanken. Wenn
die Hexen ihm wiedereinmal nichts zu essen gaben, so aß
er das rohe Fleisch seiner Opfer und trank deren erkaltetes
Blut. Die Hexen von Naggaroth formten ihn zu einem Wesen das
keinem Elfen mehr glich und schlimmer war als jeder Teufel.
Er wurde zu einer Bestie, zum Vollstrecker seines Herrn und
Meisters, dem Hexenkönig Malekith und er war die Klinge
Khains, dem Gott des ewigen Mordens.
Er war der Assassine Nachtschatten.
Rakuhl hatte es sich auf einer umgestürzten Säule,
die auf den Stufen der Palasttreppe lag, niedergelassen und
musterte sein Schwert. Er erhob seinen Blick auf die nun wartende
Gestallt vor sich. Es kostete ihm viel Kraft in seiner Stimme
und Augen die Unsicherheit zu verbergen, die er vor dem Mann,
der nur wenige Schritte vor ihm stand, hatte.
Eine schlanke Gestallt, ein wenig kleiner als Rakuhl selbst.
Der Assassine war komplett in schwarze Tücher gekleidet,
die vom Wind unberuhigend in Bewegung gehalten wurden. Der Kapitän
konnte die Hände des Assassine nicht sehen, er hielt sie
stets zwischen den Tüchern verborgen, was Rakuhl noch mehr
verunsicherte.
Der Schatten der Kapuze bedeckte die Augen des Mannes und der
Rest des Gesichtes erschien durch die schwarze Kluft noch bleicher
und totenähnlicher als wie es sonst bei den Drucii üblich
war.
„Wir haben an dich gedacht. Wir dachten du hättest
auch ein wenig Lust dich zu amüsieren.“ Rakuhl schob
seine Klinge zurück in die Scheide. „Lust auf eine
kleine Jagd?“ Der Assassine antwortete nicht, nur seine
schwarzen Tücher flatterten stärker im Wind als würden
sie freudig zustimmen.
„Der Thronfolger Prinz Alar hat mit einigen Getreuen unaufgefordert
unser kleines Fest hier frühzeitig verlassen. Wir hatten
keine Gelegenheit ihm unsere Aufwartung zu machen. Sei so freundlich
und bring ihn mir zurück.“
Rakuhls Augen wurden schmaler „Sein Kopf würde mir
reichen!“
Er stand auf. Nahm all seine Kraft zusammen und sprach gebieterisch
„Du hast deine Befehle!“
Nun hob der Assassine den Kopf, und zum erstenmal konnte Rakuhl
seine Augen sehen.
Ein Meer aus Finsternis und Kälte.
Rakuhl erkannte in ihnen, dass der Mörder alles wusste.
Er wusste, dass er ihm seine Haut retten sollte weil seine Männer
versagt hatten; und er wusste auch um Rakuhls Angst vor ihm.
Eisige Kälte ergriff das Herz des Kapitäns und er
erschauderte.
Doch der Assassine zeigte ihm ein zustimmendes Lächeln,
Nickte als Zeichen das er den Befehl verstanden und ihn ausführen
werde. Rakuhl starrte verstört auf die spitz zugefeilten
Zähne des Mannes, die ihm ein furchterregenderes Aussehen
verliehen als einem Raubtier.
So schnell, das Rakuhls Hand vor Schreck zu seinem Schwertgriff
glitt, drehte sich der Assassine auf seinem Absatz um, fing
an sich in einem leichten Laufschritt zu bewegen.
Die Reihen der Drucii öffneten sich weit, als der Meuchelmörder
durch sie hindurch lief. Er wurde immer schneller und sein schwarzes
Gewand flatterte und schlug im Wind wie ein lebendes Ungeheuer.
Einem Pfeil gleich, schoss er an den erstarrten Kriegern vorbei.
Bei Khain, dachte Rakuhl, dieser Elf konnte sich so schnell
bewegen wie ein Pferd in vollem Galopp. Der Assassine rannte
auf die eingefallene Stadtmauer im Osten zu, dann sprang er,
wie von einem Katapult geschleudert in die Luft, auf einen großen
Stein, auf einen Vorsprung, auf die Mauerkannte und darüber
hinweg;
und war verschwunden.
Ein lebender Schatten dachte Rakuhl. Niemand konnte gegen so
einen Krieger bestehen. Niemand.
Und eine Mischung aus Stolz und Entsetzen ergriff ihn.
. . .
Zwei volle Tage verfolgte Nachtschatten nun schon seine Beute.
Sie waren schnell, aber nicht schnell genug. Der Prinz und sein
kleines Gefolge wollen das Greifentor erreichen. Sie dachten
wohl, dass sie dort in Sicherheit wären. Elfen hatten eine
enorme Ausdauer und konnten große Kräfte mobilisieren,
noch mehr als Menschen, doch würden sie nach zwei Tagen
ohne Schlaf jetzt an ihre Grenzen kommen. Leichte Opfer!
Der Assassine konnte danke seiner Rauschmittel und Gifte viele
Tage ohne Schlaf auskommen und war auf der Spitze seiner Leistungskraft.
Danach würde er zwar in eine totenähnliche Starre
verfallen die auch einige Tage dauert, aber bis dahin hätte
er sein Opfer längst gefunden und seinen Auftrag erfüllt.
Seine rechte Hand schloss sich noch fester um den Griff des
gezackten Dolches. Einmal gezogen würde er ihn erst wieder
loslassen, wenn er das Blut seiner Beute gekostet hatte. Des
Prinzen Begleiter waren eine Frau und ein Mann, das konnte der
Assassine an den Spuren erkennten.
Er sprang auf und seine Gestallt vereinte sich wieder mit den
Schatten der Bäume.
Nachtschatten blieb stehen, regungslos. Er lauschte. Er folgte
noch immer dem süßlichen Geruch der weiblichen Elfe,
der es ihm so unglaublich einfach machte der Gruppe zu folgen.
Doch jetzt war etwas anders geworden. Die Spuren die er sah
führten in südliche Richtung, der Geruch jedoch sagte
etwas anderes. Regungslos, wie erstarrt verharrte er in einer
lauernden Position. Seine dunklen Augen bewegten sich im Schutze
der Kapuze hin und her, suchend nach einer Erklärung für
diese seltsame Spur.
Plötzlich ein stechender Schmerz in seiner linke Hand.
Die Rune des Khains brannte wie Feuer in seiner Handfläche.
Also doch, Magie!
Die Zauberinnen von Naggaroth hatten ihm, dem Assassine Nachtschatten,
als einer der ersten ihre Gunst gewährt. Eine Rune des
Mordgottes wurde ihm in die linke Handfläche gebrannt.
Mit magischer Asche eingerieben und mit Beschwörungsformeln
belegt, sollte man mit ihrer Hilfe Magie erkennen und auch bannen
können.
Manche behaupteten, dass dieses Geschenk nur ein Vorwand der
Zauberinnen sei, um die Gilde der Assassinen die von Hexenkriegerinnen
ausgebildet wurden, mit ihrer Zauberei besser unter Kontrolle
zu halten. Doch das Interessierte Nachtschatten nicht, einzig
und allein die Befehle die ihm erteilt wurden hatten Bedeutung
für ihn.
Er streckte die linke Hand aus, die Rune ließ das Blut
in seinem Arm kochen. Dann zerriss die Kraft der Schwarzen Magie
den Illusionszauber der Hochelfenmagierin.
Ja, der Zauber der Hochelfin sollte ihn täuschen und auf
einen falschen Pfad locken. Er sollte um seine Beute gebracht
werden. Nachtschatten verzog sein Gesicht zu einer Fratze. Wenigstens
wusste er nun das die Elfe über magische Fähigkeiten
verfügte. Er würde darauf vorbereitet sein.
Die Sonne begann sich langsam in das all abendliche Blutrot
zu färben, so als würde sie die kommenden Ereignisse
vorhersehen. Auf einer kleinen Lichtung, hinter sich eine Fellswand,
stellten sich die verzweifelten Hochelfen ihrem unermüdlichem
Verfolger.
Der Stab und das schlichte Gewand mit den Flammen des Phönix
ließen erkennen, dass die Elfe tatsächlich die Zauberin
war.
Der andere Mann trug eine schwere Rüstung unter seiner
Tunika und einen weißem Umhang; beide trugen die Zeichen
von Lyvis. Ein Hauptmann oder Heerführer dachte der Assassine
als er die beiden Elfen einschätzte.
Nachtschatten beobachtete noch einen kurzen Moment, bevor er
sich aus dem Schatten löste. Die erschrockenen Gesichter
der Hochelfen bewiesen ihm wiedereinmal seine überragenden
Fähigkeiten, sich ungesehen und ungehört anschleichen
zu können.
Nun, seiner Beute so nahe, ließ er sich Zeit und schritt
langsam und offen der Gruppe entgegen.
Es war die Zauberin die sich ihm als erstes in den Weg stellte.
Sie hatte dunkle Ringe unter ihren Augen, die deutlich ihre
Erschöpfung zeigten.
„Weiche du elende Brut aus Naggaroth!“ rief sie
ihm entgegen, die Angst deutlich hörbar in ihrer Stimme.
Der Assassine schritt unbeeindruckt weiter auf sie zu.
Die Magierin riss ihren Stab in die Höhe und rief Worte
der Macht. Eine Aura weißer Flammen hüllte sie ein
und mit einer Handbewegung entließ sie den Flammensturm
auf den näherkommenden Drucci.
Nachtschattens Augen wurden zu Schlitzen, die Gefahr sofort
einschätzend.
Sein schwarzer Umhang schoss in die Höhe wie die Flügel
eines Dämons, seinen linken Arm hielt er ausgestreckt vor
sich, seine Hand zur Faust geballt.
Als die weißen Flammen ihn erreichten und ihn einhüllten
spürte er wie sie begannen ihn zu verzehren. Nachtschatten
öffnete seine Faust und gab die rotglühende Rune des
Khain frei. Innerhalt eines Atemzuges wurde das Feuer in die
Rune gezogen und erstarb.
Mit einem bösen Lächeln schüttelte Nachtschatten
seine linke Hand, die noch qualmte wie eine gelöschte Fackel,
und leckte sich die Lippen.
Entsetzen und Unglauben lag auf dem Gesicht der Zauberin, ihr
Körper zitterte und sie taumelte einen Schritt zurück.
Sie hatte wohl all ihre verbliebende Kraft in diesen Zauber
gelegt.
Das Lächeln verschwan augenblicklich und die gefühlslose
Maske des Todes kam zurück auf Nachtschattens Gesicht.
Der schwarze Umhang schoss wieder nach vorne, öffnete sich
erneut für den linken Arm des Assassines, um diesmal ein
metallenes Etwas durch die Luft jagen zu lassen wie einen stählerner
Blitz.
Mit weit aufgerissenen Augen brach die Hochelfin auf ihre Knie.
Eine Rune des Todes aus Eisen, scharfkantig geschliffen wie
eine Schwertklinge, hatte ihre zarte Kehle zerfetzt und stecke
tief in ihrem Hals.
Ein gewaltiger Schwall aus tiefrotem Blut ergoss sich auf das
weiße Gewand der Zauberin und ließ sie in einem
See aus eigenem Blut baden. Nicht einmal einen Schmerzensschrei
konnte sie von sich geben. Blutiger Schaum und ein kehliges
Geräusch war das einzige was aus ihrem Mund trat. Mit verkrampften
Händen hielt sie ihren Hals als ob sie das Blut zurückhalten
könne. Ihre Augen weinten bevor sie sich krampfhaft verdrehten
und die Zauberin kopfüber mit dem Gesicht in ihre Blutlache
stürzte.
Nachtschatten schritt gemächlich an ihrem noch zuckenden
und windenden Körper vorbei. Blieb kurz stehen, ohne aber
seinen Blick von dem noch übrigen Elfenkrieger vor sich
abzuwenden. Noch einige Krämpfe im Todeskampf, dann wich
das Leben aus der Zauberin und ihr Körper erschlaffte.
Ob sie wohl in ihrem eigenen Blut ertrunken war, das Gift der
Wurfwaffe sie dahin gerafft hatte oder sie schlichtweg verblutete?
Nunja, es war eigentlich auch egal.
Er lächelte wieder und schritt dem letzten Elfen entgegen
der zwischen ihm und dem Prinzen stand.
Die beiden Krieger musterten sich genau. Abschätzend standen
sie sich gegenüber. Der Hochelf hatte eine zweischneidige
Klinge als Waffe, die er beidhändig führte. Der Dunkelelf
erkannte sofort, das er ein Schüler des Weißem Turm
vor sich hatte.
Ein sogenannter Schwertmeister von Hoeth.
Unbewusst strich sich Nachtschatten über die Brust. Er
hatte schon einmal gegen die schwächlich, arroganten Meister
der Schwerter gekämpft. Damals war er noch unerfahren,
und so konnte der Anführer der Truppen von Hoeth ihm einen
Schwertstreich quer über die Brust zufügen. Es ist
die einzige Narbe die Nachtschatten trug und die ihm leerte
diese Bastarde aus Hoeth nicht zu unterschätzen.
Als Dank zog Nachtschatten später dem Schwertmeister lebend
die Haut ab, als kleine Wiedergutmachung wie er fand. Fertigte
sich aus dessen Haut ein Hemd das er noch heute unter seinem
schwarzen Umhang trug.
Doch dieser hier war kein wirklicher großer Meister. Er
hatte wohl den Kampf im Weißen Turm erlernt, war aber
nicht in dessen Diensten verblieben. Er schien sich in Lyvis
als ein Leibwächter oder Hauptmann der Garde verdingt zu
haben.
Sei es wie es will, er würde sterben, hier und jetzt.
Und es würde ihm Freude bereiten ihn zu töten. Der
Assassine öffnete seinen Umhang und offenbarte seine beiden
Hände, in denen er nun zwei Klingen hielt.
Der Schwermeister ging in Kampfposition. Seine Klinge hielt
er erhoben, dicht an seinem Gesicht liegend, ganz wie es bei
den Schwertmeistern üblich war.
Nachtschatten sprang voran, er hatte aber nicht vor einen tödlichen
Schlag anzubringen. Er wollte lediglich die Fertigkeiten seines
Gegners antesten. Das Schwert des Hochelfen rührte sich
nicht.
Der Leibwächter sprang einen Schritt zurück um den
nahendem Assassine auszuweichen.
Nachtschatten glitte an ihm vorbei ohne einen Schlag, doch der
Hochelf drehte sich um sich selbst und die gewaltige Klinge
schoss wie eine Sense über den Körper des Drucii hinweg,
der diese Attacke bereits vorhergesehen hatte.
Mühelose bog Nachtschatten in einer fliesenden Bewegung
seinen Körper nach hinten weg, während die zweischneidige
Klinge über seinen Brustkorb hinweg fegte und einen Teil
seines Mantels zerschnitt. Dafür büßt du, dachte
Nachtschatten und ließ seinen Dolch kurz zustoßen.
Mit Wut in den Augen versuchte der Schwertmeister sich wieder
in Kampfposition zu begeben. Die Wunde in seinem Oberschenkel
beeinträchtigte seine Bewegungsfähigkeit enorm, an
Flucht war für ihn nicht mehr zu denken.
Nachtschatten musste wieder lächeln, er hatte mit Absicht
den nicht vergifteten Dolch genommen, da er noch etwas Unterhaltung
mit seinem Gegner haben wollte.
Diesmal nahm der Hochelf die Angriffstellung ein, das Schwer
erhoben mit der Spitze stets auf seinem Gegner zeigend.
Wieder griff der Assassine an, diesmal aber schlug der Hochelf
in einer Reihe von Schlägen zu die sehr außergewöhnlich
waren; mehrere windmühlenartige Schläge gefolgt von
einem weiteren Sensenschlag. Nachtschatten war überrascht,
und er musste tatsächlich sich kurzzeitig anstrengen um
allen Schlägen unbeschadet zu entgehen.
Er wollte kein Risiko eingehen und der Dolch schlug wieder zu.
Schmerzverzerrt blickte der Hochelf den Drucci an, erstaunlicherweise
mehr Wut und Hass in seinem Blick als Angst. Nachtschatten war
angenehm überrascht, da es sich mit Hass viel schöner
kämpfen ließ. Mit diesem Gegner würde er ein
kleinwenig Freude haben, auch wenn seine Kampffertigkeiten mehr
als unwürdig für den Assassine waren.
Der scharfe Dolch hatte dem Elfenkämpfer zwei Finger der
rechten Hand sauber abgetrennt. Und der Schwertmeister spürte
deutlich wie ihm der sichere Griff um das Schwert langsam entglitt.
Es fehlten ihm die zwei Finger, doch noch schlimmer war das
Blut das unentwegt aus den Fingerstumpen auf den Schwertgriff
lief und ihn glitschig machte.
Ja, so war es schon hart zu kämpfen, dachte Nachtschatten
und sein Lächeln wurde noch gehässiger.
Die Sonne war dabei unter zu gehen. Der Assassine beschloss,
dass es nun Zeit sei, seinen Auftrag zu beenden. Dies war der
letzte Tag des Schwertmeisters und auch der des Thronfolgers
von Lyvis.
Dunkelheit schien Nachtschatten einzuhüllen als er in die
Knie ging.
Der Hochelf ahnte das dies nun der letzte Schlag werden würde.
Wie ein Blitz der vom Boden in den Himmel schießt, schoss
Nachtschatten als ein schwarzes Etwas in die Höhe. Am Scheitelpunkt
seines gewaltigen Sprungs öffnete sich der schwarze Umhang,
und es schien als würde eine gewaltige Klaue eines Chaosgottes
nach dem wehrlosen Schwertkämpfer greifen wollen.
Dies war das Ende, dachte der Hochelf.
Was nun geschah war so schnell, das kein menschliches Auge
es hätte fassen können. Nur ein Elf konnte diesen
Augenblick, der nicht länger dauerte als ein Wimpernschlag,
begreifen.
Nachtschatten landetet mit beiden Füssen auf der Brust
seine Opfers und drückte ihn nieder. Noch im Fall, schossen
die beiden Dolche zum Hals das Hochelfen, und drangen von beiden
Seiten in den Körper des Schwertmeisters ein. Ein tödlicher
Schlag.
Blutgierig und triumphierend leuchteten die Augen Nachtschattens
auf, doch dann erstarrte der Assassine. Noch im Fall, als er
ihm die Klingen in den Hals rammte erkannte Nachtschatten eine
glückliche Zufriedenheit und den Siegesglanz in den Augen
seines hilflosen Opfers.
Feuriger Schmerz entflammte in seiner linken Hand. Die Rune
des Khain brannte so stark das Blut aus dem Brandmal spritzte.
Nachtschatten spürte eine böse Wendung im Kampf, gerade
jetzt, wo er beendet schien.
Schon einmal hatte er ähnliche Magie gespürt. Die
Magie eines mächtigen Talismans, das Herz der Trauer.
Der Tot des Trägers löst eine gewaltige Energiewelle
aus, die den Gegner mit in den Tot reißen sollte.
Noch kurz bevor die beiden Feinde verkeilt zu Boden stürzten,
konnte Nachtschatten unter dem silbernen Kettenpanzer des Hochelfen
den leuchtend pulsierenden roten Rubin strahlen sehen. Die gewaltige
Kraft des Leuchtens nahm zu. Der letzte Blick des Schwertmeisters
viel in die Augen seines Feindes, und sie offenbarten Siegesgewissheit
und Erleichtert, da er seinen Auftrag, den Prinzen zu schützen,
erfüllt hatte.
Nachtschattens Gesicht wurde zu einer Fratze aus rasendem Hass
und Entsetzten. Noch nie war er dem Tot so nahe!
Das pulsierende Licht des Rubins wurde so stark, das es schien
als gäbe es zwei blutrote Sonnen, eine am Himmel und eine
auf der Erde.
Mit aller Kraft stieß sich Nachtschatten von der Brust
des fallenden Hochelfen ab um der flammenden Energie zu entkommen.
Die Kraft des Amuletts war so Stark und Mächtig, das die
Bannmagie der Rune Khains zerrissen wurde. Der Assassine tauchte
trotz seines gewaltigen Satzes nach hinten mit hinein in das
sich ausbreitende Höllenfeuer.
Die beiden Elfen verschwanden in einem gleißendem Licht
das alles in seinem Umkreis verzehrte und auslöschte.
. . .
Kalter Rauch stieg von der verbrannten Erde auf. Keine Spur
mehr war von den Kämpfern übrig. Die Energie des Herzens
der Trauer hatte ihre vernichtende Kraft entfaltet.
Doch auf der anderen Seite der Lichtung, lag ein schwarzes
Bündel regungslos im Staub. Bedeckt von Schmutz und Erde
regte es sich langsam. Mühsam richtete sich Nachtschatten
benommen auf. Er spuckte Blut und keuchte.
Er stand wackelig auf seinen Beinen, sein schwarzer Umhang zerfetze
und verbrannt. Er riss sich mühsam einige Stoffstreifen
ab um seinen Handstumpf abzubinden. Die Kraft der Magie hatte
die Rune des Khains zerrissen und mit ihr die gesamte Hand.
Sein Gesicht war halb verbrannt und mit Schnittwunden übersäht.
Sein linkes Auge war geblendet und kaum mehr noch als eine schwarz
verkohlte Höhle. Auch sein linkes Ohr war abgerissen und
verstümmelt.
Der Assassine blutete aus so vielen Wunden, dass kein normaler
Mann, egal ob Elf oder Mensch, sich bei diesen Verletzungen
hätte auf den Beinen halten können.
Doch Nachtschatten war kein normaler Mann!
Er drehte sich langsam um.
Sein verbliebendes Auge blitzte von unmenschlicher Grausamkeit
und Siegeswillen.
In seiner rechten Hand hielt er noch immer den gezackten Dolch;
so fest und verkrampft, das die Knöchel weiß hervortraten
und sich seine eigenen Nägel blutig in das Fleisch bohrten.
Er würde ihn niemals loslassen, bis sein Auftrag erfüllt
war.
Er zeigte seine zugespitzten Zähne in einem grausamen
Lachen; seine Stimme klang heißer und röchelnd.
Dabei schritt er langsam und unaufhaltsam über die verwüstete
Lichtung,
direkt auf den verängstigten, zitternden Knaben von 8 Jahren
zu.
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