<< <
THOMAS REUTER - "NACHTSCHATTEN - DIE KLINGE KHAINES"

Seit mehr als 5.000 Jahren tobt ein unerbittlicher Bruderkrieg zwischen dem Volk der Hochelfen und ihren Dunklen Vettern, den Drucii. Hoch aus dem Norden, aus dem eisigen Reich Naggaroth, schickt der Hexenkönig Malekith seine Krieger gegen die Bewohner des mystischen Inselreichs Ulthuan aus.
Viele blutige Schlachten wurden geschlagen, und die Zahl der Toten kennt niemand. Und obwohl die nördliche Küste Ulthuan lange keinen Frieden mehr kannte, so gab es doch auch dort wenige Orte die von den blutigen Taten der Dunkelelfen verschont geblieben worden waren.
So ein Ort war die Hafenstadt Lyvis.
An der Grenze von Tiranoc zu den Schattenländern gelegen, wurde es durch eine seltsame Fügung des Schicksals stets vom Krieg verschont.
Doch genau dieses seltsame Schicksal war es auch, das die Zeit des Friedens beendete.
Dem Hexenkönig selbst, wurde das Glück von Lyvis bekannt. Und seine Boshaftigkeit und Grausamkeit kannte keine Grenzen.
Auf seinen Befehl hin wurde eine ganze Armee aufgestellt, einzig und alleine um Lyvis niederzubrennen. Aufgrund der langen Zeit, in der sich die Stadt der Aufmerksamkeit der Drucii entziehen konnte, schien es dem Hexenkönig nur als angebracht, wenn dort keine Sklaven gemacht wurden.
Ausmerzen, das war der einzige Befehl den die Armee erhielt.

. . .

In einer sternenlosen Nacht steuerte die schwarze Arche „Dunkle Verdammnis“ die Küste Ulthuan an.
Laut hallten die tiefen, dunklen Hörner der Drucii als sie den Sturm auf die Küstenstadt begannen. Der swimmende Berg war in der tiefschwarzen Nacht ungesehen so nahe an die Stadtmauern von Lyvis herangekommen, dass eine Gegenwehr nahezu sinnlos geworden war.
In aller Eile formierte sich die Stadtgarde von Lyvis. Mächtige Speerschleudern wurden rasch in Position gebracht und die Stadt war hell erleuchtet von hunderten von Fackeln und Kohlebecken.
Doch noch bevor die mutigen Krieger der Hochelfen ihre Verteidigung komplett hatten aufstellen können, war der Feind bereits über ihnen. Schwere bronzene Brückenwege krachten von der schwarzen Arche auf die weißen Mauern der Hafenstadt herab und gaben den Weg für die schreckliche Brut Naggaroth frei. In schier unendlicher Zahl spie die Festung mordgierende Krieger aus.
Die dunklen Soldaten Malekiths überrannten die Wehranlagen und töteten jeden der sich ihnen in den Weg stellte. Sie stürmten die Stadt und der Palast von Lyvis war ein einziges Flammenmeer.
In ihrem rasenden Hass schlugen und zerhackten die Dunkelelfen selbst die Körper der Toten, und auch die Tiere der Stadt wurden abgeschlachtet. Die Schreie der sterbenden Asur und der ihrer Mörder hallten vereint von den Bergen wieder und die Meeresbrandung färbte sich rot.

Kapitän Rakuhl war zufrieden. Kein Lebewesen atmete mehr in ganz Lyvis.
Es war bereits Morgen als er durch die noch rauchenden Ruinen schritt, vorbei an zerstückelten Leichen, die wohl niemand mehr hätte erkennen können.
Ein Lächeln lag auf seinen dünnen Lippen und verlieh dem Heerführer der Drucci einen Hauch von Wahnsinn zu seinem eiskaltem Blick.

Auf seinem Befehl hin wurde der gehäutete Kopf des Stadthalters auf die Spitze seines persönlichen Banners gesetzt.
Doch seine Freude schlug rasch in blanke Wut um. Ja, vielleicht sogar in Angst.
Man berichtete Rakuhl, dass der Sohn des Stadthalters, Prinz Alar, samt einiger Vertrauter aus der Stadt geflohen sein sollen. Manchen dieser Elfenschwächlinge hätte man diese Information noch abringen können, bevor sie sich feige in den Tot geflüchtet hatten.

Er spuckte aus.
Wie er dieses Hochelfenpack hasste. Mögen sie alle unter Khains Schwert enden!
Rakuhl hatte seine Befehle direkt und persönlich von Malekith empfangen. Es würde den Hexenkönig nicht erfreuen, dass der Thronerbe von Lyvis entkommen war. Und er würde es erfahren, kein Zweifel!
Er musst diesen Bastard finden und ihn seinen Kopf abschlagen, alleine nur um seinen eigenen zu behalten.
Doch das Lächeln kam rasch auf Rakuhls Gesicht zurück. Nicht nur die Armee wurde ihm unterstellt, sondern auch eine andere Waffe. Eine Waffe die bisher nur wenige Drucii Heerführer hatten befehligen dürfen. In seiner Weisheit hatte der große Malekith, ihm, Kapitän Rakuhl, den Assassine Nachtschatten unterstellt.
„Bringt IHN mir!“ schrie er seine Kommandanten an, die sofort davoneilten. Jeder wusste wen oder was er meinte. Und bereits jetzt konnte er auf einigen Gesichtern seiner Krieger Angst erkennen.
Sein Lächeln wurde breiter.

Als Kind von seinen leiblichen Eltern in der Todesnacht geraubt, wurde der blutbefleckte Tempel des Khain zu seinem neuen Zuhause. Getrennt von allen anderen Elfen waren die Hexen des Tempels seine einzigen strengen Lehrmeister. Anfangs erprobte er seine Fähigkeiten an älteren Männern und Frauen aus den Reihen der Sklaven, manchmal auch an gleichaltrigen Kindern.
Nach einigen Jahren der Kampfausbildung waren auch kräftigere Kriegersklaven seine Gegner. Obwohl er selbst immer noch kein Mann war, konnte er die kräftigen Krieger der Menschen ohne Mühe töten.
Doch seine Ausbildung umfasste mehr als nur das schnelle Morden. Er erlernte den Umgang mit den tödlichsten Giften, das Tarnen und das Jagen von Menschen. Ihm wurde die absolute Treue und Ergebenheit gegenüber dem Hexenkönig eingebrannt und ließen keine Platz für eigene Gedanken. Wenn die Hexen ihm wiedereinmal nichts zu essen gaben, so aß er das rohe Fleisch seiner Opfer und trank deren erkaltetes Blut. Die Hexen von Naggaroth formten ihn zu einem Wesen das keinem Elfen mehr glich und schlimmer war als jeder Teufel.
Er wurde zu einer Bestie, zum Vollstrecker seines Herrn und Meisters, dem Hexenkönig Malekith und er war die Klinge Khains, dem Gott des ewigen Mordens.
Er war der Assassine Nachtschatten.

Rakuhl hatte es sich auf einer umgestürzten Säule, die auf den Stufen der Palasttreppe lag, niedergelassen und musterte sein Schwert. Er erhob seinen Blick auf die nun wartende Gestallt vor sich. Es kostete ihm viel Kraft in seiner Stimme und Augen die Unsicherheit zu verbergen, die er vor dem Mann, der nur wenige Schritte vor ihm stand, hatte.

Eine schlanke Gestallt, ein wenig kleiner als Rakuhl selbst. Der Assassine war komplett in schwarze Tücher gekleidet, die vom Wind unberuhigend in Bewegung gehalten wurden. Der Kapitän konnte die Hände des Assassine nicht sehen, er hielt sie stets zwischen den Tüchern verborgen, was Rakuhl noch mehr verunsicherte.
Der Schatten der Kapuze bedeckte die Augen des Mannes und der Rest des Gesichtes erschien durch die schwarze Kluft noch bleicher und totenähnlicher als wie es sonst bei den Drucii üblich war.

„Wir haben an dich gedacht. Wir dachten du hättest auch ein wenig Lust dich zu amüsieren.“ Rakuhl schob seine Klinge zurück in die Scheide. „Lust auf eine kleine Jagd?“ Der Assassine antwortete nicht, nur seine schwarzen Tücher flatterten stärker im Wind als würden sie freudig zustimmen.
„Der Thronfolger Prinz Alar hat mit einigen Getreuen unaufgefordert unser kleines Fest hier frühzeitig verlassen. Wir hatten keine Gelegenheit ihm unsere Aufwartung zu machen. Sei so freundlich und bring ihn mir zurück.“
Rakuhls Augen wurden schmaler „Sein Kopf würde mir reichen!“
Er stand auf. Nahm all seine Kraft zusammen und sprach gebieterisch „Du hast deine Befehle!“
Nun hob der Assassine den Kopf, und zum erstenmal konnte Rakuhl seine Augen sehen.
Ein Meer aus Finsternis und Kälte.
Rakuhl erkannte in ihnen, dass der Mörder alles wusste. Er wusste, dass er ihm seine Haut retten sollte weil seine Männer versagt hatten; und er wusste auch um Rakuhls Angst vor ihm. Eisige Kälte ergriff das Herz des Kapitäns und er erschauderte.
Doch der Assassine zeigte ihm ein zustimmendes Lächeln, Nickte als Zeichen das er den Befehl verstanden und ihn ausführen werde. Rakuhl starrte verstört auf die spitz zugefeilten Zähne des Mannes, die ihm ein furchterregenderes Aussehen verliehen als einem Raubtier.
So schnell, das Rakuhls Hand vor Schreck zu seinem Schwertgriff glitt, drehte sich der Assassine auf seinem Absatz um, fing an sich in einem leichten Laufschritt zu bewegen.
Die Reihen der Drucii öffneten sich weit, als der Meuchelmörder durch sie hindurch lief. Er wurde immer schneller und sein schwarzes Gewand flatterte und schlug im Wind wie ein lebendes Ungeheuer.
Einem Pfeil gleich, schoss er an den erstarrten Kriegern vorbei.
Bei Khain, dachte Rakuhl, dieser Elf konnte sich so schnell bewegen wie ein Pferd in vollem Galopp. Der Assassine rannte auf die eingefallene Stadtmauer im Osten zu, dann sprang er, wie von einem Katapult geschleudert in die Luft, auf einen großen Stein, auf einen Vorsprung, auf die Mauerkannte und darüber hinweg;
und war verschwunden.

Ein lebender Schatten dachte Rakuhl. Niemand konnte gegen so einen Krieger bestehen. Niemand.
Und eine Mischung aus Stolz und Entsetzen ergriff ihn.

. . .

Zwei volle Tage verfolgte Nachtschatten nun schon seine Beute. Sie waren schnell, aber nicht schnell genug. Der Prinz und sein kleines Gefolge wollen das Greifentor erreichen. Sie dachten wohl, dass sie dort in Sicherheit wären. Elfen hatten eine enorme Ausdauer und konnten große Kräfte mobilisieren, noch mehr als Menschen, doch würden sie nach zwei Tagen ohne Schlaf jetzt an ihre Grenzen kommen. Leichte Opfer!
Der Assassine konnte danke seiner Rauschmittel und Gifte viele Tage ohne Schlaf auskommen und war auf der Spitze seiner Leistungskraft. Danach würde er zwar in eine totenähnliche Starre verfallen die auch einige Tage dauert, aber bis dahin hätte er sein Opfer längst gefunden und seinen Auftrag erfüllt.

Seine rechte Hand schloss sich noch fester um den Griff des gezackten Dolches. Einmal gezogen würde er ihn erst wieder loslassen, wenn er das Blut seiner Beute gekostet hatte. Des Prinzen Begleiter waren eine Frau und ein Mann, das konnte der Assassine an den Spuren erkennten.
Er sprang auf und seine Gestallt vereinte sich wieder mit den Schatten der Bäume.

Nachtschatten blieb stehen, regungslos. Er lauschte. Er folgte noch immer dem süßlichen Geruch der weiblichen Elfe, der es ihm so unglaublich einfach machte der Gruppe zu folgen.
Doch jetzt war etwas anders geworden. Die Spuren die er sah führten in südliche Richtung, der Geruch jedoch sagte etwas anderes. Regungslos, wie erstarrt verharrte er in einer lauernden Position. Seine dunklen Augen bewegten sich im Schutze der Kapuze hin und her, suchend nach einer Erklärung für diese seltsame Spur.
Plötzlich ein stechender Schmerz in seiner linke Hand. Die Rune des Khains brannte wie Feuer in seiner Handfläche. Also doch, Magie!

Die Zauberinnen von Naggaroth hatten ihm, dem Assassine Nachtschatten, als einer der ersten ihre Gunst gewährt. Eine Rune des Mordgottes wurde ihm in die linke Handfläche gebrannt. Mit magischer Asche eingerieben und mit Beschwörungsformeln belegt, sollte man mit ihrer Hilfe Magie erkennen und auch bannen können.
Manche behaupteten, dass dieses Geschenk nur ein Vorwand der Zauberinnen sei, um die Gilde der Assassinen die von Hexenkriegerinnen ausgebildet wurden, mit ihrer Zauberei besser unter Kontrolle zu halten. Doch das Interessierte Nachtschatten nicht, einzig und allein die Befehle die ihm erteilt wurden hatten Bedeutung für ihn.

Er streckte die linke Hand aus, die Rune ließ das Blut in seinem Arm kochen. Dann zerriss die Kraft der Schwarzen Magie den Illusionszauber der Hochelfenmagierin.
Ja, der Zauber der Hochelfin sollte ihn täuschen und auf einen falschen Pfad locken. Er sollte um seine Beute gebracht werden. Nachtschatten verzog sein Gesicht zu einer Fratze. Wenigstens wusste er nun das die Elfe über magische Fähigkeiten verfügte. Er würde darauf vorbereitet sein.

Die Sonne begann sich langsam in das all abendliche Blutrot zu färben, so als würde sie die kommenden Ereignisse vorhersehen. Auf einer kleinen Lichtung, hinter sich eine Fellswand, stellten sich die verzweifelten Hochelfen ihrem unermüdlichem Verfolger.
Der Stab und das schlichte Gewand mit den Flammen des Phönix ließen erkennen, dass die Elfe tatsächlich die Zauberin war.
Der andere Mann trug eine schwere Rüstung unter seiner Tunika und einen weißem Umhang; beide trugen die Zeichen von Lyvis. Ein Hauptmann oder Heerführer dachte der Assassine als er die beiden Elfen einschätzte.
Nachtschatten beobachtete noch einen kurzen Moment, bevor er sich aus dem Schatten löste. Die erschrockenen Gesichter der Hochelfen bewiesen ihm wiedereinmal seine überragenden Fähigkeiten, sich ungesehen und ungehört anschleichen zu können.
Nun, seiner Beute so nahe, ließ er sich Zeit und schritt langsam und offen der Gruppe entgegen.

Es war die Zauberin die sich ihm als erstes in den Weg stellte.
Sie hatte dunkle Ringe unter ihren Augen, die deutlich ihre Erschöpfung zeigten.
„Weiche du elende Brut aus Naggaroth!“ rief sie ihm entgegen, die Angst deutlich hörbar in ihrer Stimme.
Der Assassine schritt unbeeindruckt weiter auf sie zu.

Die Magierin riss ihren Stab in die Höhe und rief Worte der Macht. Eine Aura weißer Flammen hüllte sie ein und mit einer Handbewegung entließ sie den Flammensturm auf den näherkommenden Drucci.
Nachtschattens Augen wurden zu Schlitzen, die Gefahr sofort einschätzend.
Sein schwarzer Umhang schoss in die Höhe wie die Flügel eines Dämons, seinen linken Arm hielt er ausgestreckt vor sich, seine Hand zur Faust geballt.
Als die weißen Flammen ihn erreichten und ihn einhüllten spürte er wie sie begannen ihn zu verzehren. Nachtschatten öffnete seine Faust und gab die rotglühende Rune des Khain frei. Innerhalt eines Atemzuges wurde das Feuer in die Rune gezogen und erstarb.
Mit einem bösen Lächeln schüttelte Nachtschatten seine linke Hand, die noch qualmte wie eine gelöschte Fackel, und leckte sich die Lippen.
Entsetzen und Unglauben lag auf dem Gesicht der Zauberin, ihr Körper zitterte und sie taumelte einen Schritt zurück. Sie hatte wohl all ihre verbliebende Kraft in diesen Zauber gelegt.
Das Lächeln verschwan augenblicklich und die gefühlslose Maske des Todes kam zurück auf Nachtschattens Gesicht. Der schwarze Umhang schoss wieder nach vorne, öffnete sich erneut für den linken Arm des Assassines, um diesmal ein metallenes Etwas durch die Luft jagen zu lassen wie einen stählerner Blitz.

Mit weit aufgerissenen Augen brach die Hochelfin auf ihre Knie.
Eine Rune des Todes aus Eisen, scharfkantig geschliffen wie eine Schwertklinge, hatte ihre zarte Kehle zerfetzt und stecke tief in ihrem Hals.
Ein gewaltiger Schwall aus tiefrotem Blut ergoss sich auf das weiße Gewand der Zauberin und ließ sie in einem See aus eigenem Blut baden. Nicht einmal einen Schmerzensschrei konnte sie von sich geben. Blutiger Schaum und ein kehliges Geräusch war das einzige was aus ihrem Mund trat. Mit verkrampften Händen hielt sie ihren Hals als ob sie das Blut zurückhalten könne. Ihre Augen weinten bevor sie sich krampfhaft verdrehten und die Zauberin kopfüber mit dem Gesicht in ihre Blutlache stürzte.

Nachtschatten schritt gemächlich an ihrem noch zuckenden und windenden Körper vorbei. Blieb kurz stehen, ohne aber seinen Blick von dem noch übrigen Elfenkrieger vor sich abzuwenden. Noch einige Krämpfe im Todeskampf, dann wich das Leben aus der Zauberin und ihr Körper erschlaffte.
Ob sie wohl in ihrem eigenen Blut ertrunken war, das Gift der Wurfwaffe sie dahin gerafft hatte oder sie schlichtweg verblutete?
Nunja, es war eigentlich auch egal.
Er lächelte wieder und schritt dem letzten Elfen entgegen der zwischen ihm und dem Prinzen stand.

Die beiden Krieger musterten sich genau. Abschätzend standen sie sich gegenüber. Der Hochelf hatte eine zweischneidige Klinge als Waffe, die er beidhändig führte. Der Dunkelelf erkannte sofort, das er ein Schüler des Weißem Turm vor sich hatte.
Ein sogenannter Schwertmeister von Hoeth.
Unbewusst strich sich Nachtschatten über die Brust. Er hatte schon einmal gegen die schwächlich, arroganten Meister der Schwerter gekämpft. Damals war er noch unerfahren, und so konnte der Anführer der Truppen von Hoeth ihm einen Schwertstreich quer über die Brust zufügen. Es ist die einzige Narbe die Nachtschatten trug und die ihm leerte diese Bastarde aus Hoeth nicht zu unterschätzen.
Als Dank zog Nachtschatten später dem Schwertmeister lebend die Haut ab, als kleine Wiedergutmachung wie er fand. Fertigte sich aus dessen Haut ein Hemd das er noch heute unter seinem schwarzen Umhang trug.
Doch dieser hier war kein wirklicher großer Meister. Er hatte wohl den Kampf im Weißen Turm erlernt, war aber nicht in dessen Diensten verblieben. Er schien sich in Lyvis als ein Leibwächter oder Hauptmann der Garde verdingt zu haben.

Sei es wie es will, er würde sterben, hier und jetzt. Und es würde ihm Freude bereiten ihn zu töten. Der Assassine öffnete seinen Umhang und offenbarte seine beiden Hände, in denen er nun zwei Klingen hielt.
Der Schwermeister ging in Kampfposition. Seine Klinge hielt er erhoben, dicht an seinem Gesicht liegend, ganz wie es bei den Schwertmeistern üblich war.

Nachtschatten sprang voran, er hatte aber nicht vor einen tödlichen Schlag anzubringen. Er wollte lediglich die Fertigkeiten seines Gegners antesten. Das Schwert des Hochelfen rührte sich nicht.
Der Leibwächter sprang einen Schritt zurück um den nahendem Assassine auszuweichen.
Nachtschatten glitte an ihm vorbei ohne einen Schlag, doch der Hochelf drehte sich um sich selbst und die gewaltige Klinge schoss wie eine Sense über den Körper des Drucii hinweg, der diese Attacke bereits vorhergesehen hatte.
Mühelose bog Nachtschatten in einer fliesenden Bewegung seinen Körper nach hinten weg, während die zweischneidige Klinge über seinen Brustkorb hinweg fegte und einen Teil seines Mantels zerschnitt. Dafür büßt du, dachte Nachtschatten und ließ seinen Dolch kurz zustoßen.

Mit Wut in den Augen versuchte der Schwertmeister sich wieder in Kampfposition zu begeben. Die Wunde in seinem Oberschenkel beeinträchtigte seine Bewegungsfähigkeit enorm, an Flucht war für ihn nicht mehr zu denken.
Nachtschatten musste wieder lächeln, er hatte mit Absicht den nicht vergifteten Dolch genommen, da er noch etwas Unterhaltung mit seinem Gegner haben wollte.
Diesmal nahm der Hochelf die Angriffstellung ein, das Schwer erhoben mit der Spitze stets auf seinem Gegner zeigend.
Wieder griff der Assassine an, diesmal aber schlug der Hochelf in einer Reihe von Schlägen zu die sehr außergewöhnlich waren; mehrere windmühlenartige Schläge gefolgt von einem weiteren Sensenschlag. Nachtschatten war überrascht, und er musste tatsächlich sich kurzzeitig anstrengen um allen Schlägen unbeschadet zu entgehen.
Er wollte kein Risiko eingehen und der Dolch schlug wieder zu.

Schmerzverzerrt blickte der Hochelf den Drucci an, erstaunlicherweise mehr Wut und Hass in seinem Blick als Angst. Nachtschatten war angenehm überrascht, da es sich mit Hass viel schöner kämpfen ließ. Mit diesem Gegner würde er ein kleinwenig Freude haben, auch wenn seine Kampffertigkeiten mehr als unwürdig für den Assassine waren.

Der scharfe Dolch hatte dem Elfenkämpfer zwei Finger der rechten Hand sauber abgetrennt. Und der Schwertmeister spürte deutlich wie ihm der sichere Griff um das Schwert langsam entglitt. Es fehlten ihm die zwei Finger, doch noch schlimmer war das Blut das unentwegt aus den Fingerstumpen auf den Schwertgriff lief und ihn glitschig machte.
Ja, so war es schon hart zu kämpfen, dachte Nachtschatten und sein Lächeln wurde noch gehässiger.

Die Sonne war dabei unter zu gehen. Der Assassine beschloss, dass es nun Zeit sei, seinen Auftrag zu beenden. Dies war der letzte Tag des Schwertmeisters und auch der des Thronfolgers von Lyvis.


Dunkelheit schien Nachtschatten einzuhüllen als er in die Knie ging.
Der Hochelf ahnte das dies nun der letzte Schlag werden würde.
Wie ein Blitz der vom Boden in den Himmel schießt, schoss Nachtschatten als ein schwarzes Etwas in die Höhe. Am Scheitelpunkt seines gewaltigen Sprungs öffnete sich der schwarze Umhang, und es schien als würde eine gewaltige Klaue eines Chaosgottes nach dem wehrlosen Schwertkämpfer greifen wollen.
Dies war das Ende, dachte der Hochelf.

Was nun geschah war so schnell, das kein menschliches Auge es hätte fassen können. Nur ein Elf konnte diesen Augenblick, der nicht länger dauerte als ein Wimpernschlag, begreifen.

Nachtschatten landetet mit beiden Füssen auf der Brust seine Opfers und drückte ihn nieder. Noch im Fall, schossen die beiden Dolche zum Hals das Hochelfen, und drangen von beiden Seiten in den Körper des Schwertmeisters ein. Ein tödlicher Schlag.
Blutgierig und triumphierend leuchteten die Augen Nachtschattens auf, doch dann erstarrte der Assassine. Noch im Fall, als er ihm die Klingen in den Hals rammte erkannte Nachtschatten eine glückliche Zufriedenheit und den Siegesglanz in den Augen seines hilflosen Opfers.
Feuriger Schmerz entflammte in seiner linken Hand. Die Rune des Khain brannte so stark das Blut aus dem Brandmal spritzte.
Nachtschatten spürte eine böse Wendung im Kampf, gerade jetzt, wo er beendet schien.

Schon einmal hatte er ähnliche Magie gespürt. Die Magie eines mächtigen Talismans, das Herz der Trauer.
Der Tot des Trägers löst eine gewaltige Energiewelle aus, die den Gegner mit in den Tot reißen sollte.
Noch kurz bevor die beiden Feinde verkeilt zu Boden stürzten, konnte Nachtschatten unter dem silbernen Kettenpanzer des Hochelfen den leuchtend pulsierenden roten Rubin strahlen sehen. Die gewaltige Kraft des Leuchtens nahm zu. Der letzte Blick des Schwertmeisters viel in die Augen seines Feindes, und sie offenbarten Siegesgewissheit und Erleichtert, da er seinen Auftrag, den Prinzen zu schützen, erfüllt hatte.
Nachtschattens Gesicht wurde zu einer Fratze aus rasendem Hass und Entsetzten. Noch nie war er dem Tot so nahe!

Das pulsierende Licht des Rubins wurde so stark, das es schien als gäbe es zwei blutrote Sonnen, eine am Himmel und eine auf der Erde.
Mit aller Kraft stieß sich Nachtschatten von der Brust des fallenden Hochelfen ab um der flammenden Energie zu entkommen. Die Kraft des Amuletts war so Stark und Mächtig, das die Bannmagie der Rune Khains zerrissen wurde. Der Assassine tauchte trotz seines gewaltigen Satzes nach hinten mit hinein in das sich ausbreitende Höllenfeuer.
Die beiden Elfen verschwanden in einem gleißendem Licht das alles in seinem Umkreis verzehrte und auslöschte.

. . .

Kalter Rauch stieg von der verbrannten Erde auf. Keine Spur mehr war von den Kämpfern übrig. Die Energie des Herzens der Trauer hatte ihre vernichtende Kraft entfaltet.

Doch auf der anderen Seite der Lichtung, lag ein schwarzes Bündel regungslos im Staub. Bedeckt von Schmutz und Erde regte es sich langsam. Mühsam richtete sich Nachtschatten benommen auf. Er spuckte Blut und keuchte.
Er stand wackelig auf seinen Beinen, sein schwarzer Umhang zerfetze und verbrannt. Er riss sich mühsam einige Stoffstreifen ab um seinen Handstumpf abzubinden. Die Kraft der Magie hatte die Rune des Khains zerrissen und mit ihr die gesamte Hand.
Sein Gesicht war halb verbrannt und mit Schnittwunden übersäht. Sein linkes Auge war geblendet und kaum mehr noch als eine schwarz verkohlte Höhle. Auch sein linkes Ohr war abgerissen und verstümmelt.
Der Assassine blutete aus so vielen Wunden, dass kein normaler Mann, egal ob Elf oder Mensch, sich bei diesen Verletzungen hätte auf den Beinen halten können.
Doch Nachtschatten war kein normaler Mann!

Er drehte sich langsam um.
Sein verbliebendes Auge blitzte von unmenschlicher Grausamkeit und Siegeswillen.
In seiner rechten Hand hielt er noch immer den gezackten Dolch; so fest und verkrampft, das die Knöchel weiß hervortraten und sich seine eigenen Nägel blutig in das Fleisch bohrten.
Er würde ihn niemals loslassen, bis sein Auftrag erfüllt war.

Er zeigte seine zugespitzten Zähne in einem grausamen Lachen; seine Stimme klang heißer und röchelnd.
Dabei schritt er langsam und unaufhaltsam über die verwüstete Lichtung,
direkt auf den verängstigten, zitternden Knaben von 8 Jahren zu.


Der Autor
"Ich wollte eine Geschichte schreiben, die sich um eine ganz besondere und interessante Charakterklasse dreht - Assassins!
Obwohl auch Skaven über diese lustigen Meuchler verfügen, wollte ich doch über die schlimmsten ihrer Zunft schreiben, die tödlichsten Krieger die es unter Sterblichen in der Warhammer Welt gibt. Also blieben nur die Assassins der Drucci übrig...
Hoffentlich habe ich es geschafft dem Leser nicht nur das reine Blutvergiessen näher zu bringen, sondern auch die Grausamkeit die diese Elfen eher zu Dämonen macht. Wir sind alle nur das, zu das man uns gemacht hat.
Man möge bitte die Kurzatmigkeit meiner Geschichte entschuldigen. Im nächsten Jahr werde ich mit etwas mehr Zeit zu Werke gehen und ihr könnt mich dann auf Platz 1. wiederlesen :-)"

Die Jury
"..."

< 2. Platz (II) | 2. Platz (IV) >