Mit aufwirbelnder
Erde und rasendem Atem. So kam er zum Stillstand.
Ein grauer Schleier hatte sich um ihn gelegt.
Die Bäume, der Wald schien so nah und doch so fern, denn
nicht mehr als schwache Siluetten war er, Schatten in Düsternis,
ohne Form, ohne Regung, ohne Leben.
Der Nebel hatte die Landschaft genommen, mit seinen tausenden,
untastbaren Armen, hielt sie fest, streckte die Hand aus und verbarg
selbst der Sonne Anlitz.
Des Waldes Laut war verklungen. Stille herrschte. Doch keine Ruhe,
denn die Luft selbst schien nur Luft zu holen, vor dem Sturm.
Getier, so zahlreich, das weniger als ein Blatt für ein Jedes
war, hatten in ihrem Gesang inne gehalten und nun schwiegen sie,
vor Furcht.
Ein Laut ertönte, fern, doch echote er durch das Geäst
und die Stämme und hallte dann lauthals.
Da erwachte das Leben und die Tiere verzogen sich rasch aus
ihren Nestern und Höhlen, suchten weit entfernt Schutz
vor jener Kreatur, die diesen abscheulichen Laut von sich gegeben
hat.
Auch er machte kehrt, rannte fort, über Stock und Stein,
durchquerte den Wald ohne innezuhalten, achtete nicht der Wunden,
die er erlitt und stolperte kaum noch aus dem Saum hervor.
Schwer waren seine Beine und seine Brust brannte.
Kalt war die Luft und frisch, doch schien sie seinen Durst danach
nicht zu stillen vermögen.
Nass war sein Haar, hing schlaff hinab, reichte beinahe bis
zu seiner Schulter.
Ein goldener Fleck war es, als der Nebel kurz borst und der
Sonne Strahl kurz hindurchließ und so auf sein Haupte
scheinen ließ.
Wie funkelnde Edelsteine gab das Wasser vor ihm das Licht wieder
und er beugte sich hinab, ließ von der Sonne Wärme
ab und erfreute sich des kühlen Nass.
Da ertönte plötzlich ein stoßender Laut.
Er lauschte.
Das Auftreten eines Hufes war es gewesen und sogleich vernahm
er weitere, doch schienen sie nicht allzu rasch zu reiten, die
unbekannten Reiter und auch nicht in seine Richtung.
So setzte noch ein letztes Mal zum Trinken an.
Doch kaum hatte er seinen Durst gestillt und sich selbst zur
Ruhe gebracht, war sie schon wieder zu Ende.
Ein Ruf erklang, fern, doch wurde er beantwortet, scheinbar
tausendfach und die Rufer schienen näher zu kommen.
Schon hörte man das Brechen von Geäst und Wurzel und
da bekam er es mit Angst zu tun und erhob sich.
Weit übersprang er den kleinen, flüsternden Bach und
über die kurze Wiese rannte er, wieder hinein in den Wald,
doch hielt er auch dort nicht, denn Abstand suchte er nun, so
weit wie möglich.
So rannte er und da vergaß er die unbekannetn Reiter und
wie es hatte geschehen müssen, trat er genau zwischen sie.
Acht waren sie an Zahl.
Große Reiter waren es mit gewaltigen Pferden.
Sowohl des Reiters und des Reittiers Rüstung war schwarz
und dick, unhandlich möchte man sagen, doch trugen sie
sie mit scheinbarer Leichtigkeit.
Dort wo des Pferdes Panzer endete, entblößte man
muskulöse, schwarze Beine, mit Hufen, die eigentlich keine
waren, denn sie schienen aus Stein zu sein und Teil des Tieres
selbst.
Rot waren ihre Augen, welche ihn nun boshaft begutachteten,
wie auch ihre Mähne, doch schien dies etwas flüssiges
zu sein, etwas, was nicht hätte dort sein sollen.
Von des Reiters Anlitz blieb er verschont, denn kein Teil von
seiner selbst war zu erkennen unter den dicken Platten aus grausig
verziertem Stahl.
Doch aus dem Helm schien eine ungedämpfte Bosheit auszugehen,
denn aus den schwarzen Sehschlitzen schienen sie ihn begutachten,
mit Augen so schwarz wie die Nacht finster.
Um ihn standen sie nun, auf einem Weg durch den Wald.
Manche blickten ihn an, andere nicht.
Doch alle verweilten sie ruhig und regungslos.
Dann trat einer der Reiter hervor, zog ein Schwert aus seiner
Scheide und seltsam leuchtete das Stachelbewehrte Klinge.
Just in diesem Moment packte ihn die Verzweiflung so sehr, dass
auch er sein Schwert zog,
Klein erschien es im Vergleich zu dem des Widersachers, kaum
mehr als ein Dolch, oder Messer, doch hatte es sich schon häufig
in der Schlacht bewiesen.
Mit einem verzweifeltem Ausruf auf den Lippen sprang er nach
vorne und schwang sein Schwert umher.
Unelegant schwirrte die Klinge durch die Luft und fand erst
Halt, als er seine Drehung beendete.
Das kalte Stahl hatte sich durch das Bein des Widersachers Pferd
geschnitten und nun taumelte es, fiel zu Boden und begrub seinen
Reiter unter sich.
Den Augenblick nützend rannte er los, hinein in den Wald
und in den, nun schwachen Nebel.
Baum um Baum zogen an ihm vorbei, doch er achtete ihrer nicht,
auch nur kaum seines Weges, denn die Panik trieb ihn weiter.
Hinter sich vernahm er die Laute nahender Pferde und er raste
förmlich durch das Dickicht und zwischen den Stämmen
durch.
Da kam es, wie es kommen musste.
Er stürzte, fiel mit dem Kopf voraus auf den Boden und
verweilte einen Augenblick auf nassen Ästen und Zweigen
und Blättern, während der Reiter gar über ihn
hinweg ritt.
So blieb er doch noch liegen und wartete, hoffte auf ein unbemerktes
Entkommen.
Da ertönte ein Laut, so schrecklich und grausam, dass er
sich die Ohren zuhalten musste und er glaubte schon den Tod
erblicken zu können, doch dann vernahm er weitere Geräusche.
Es waren die Rufe von Menschen wie Ehr und laut vernahm man
nun das Geräusch von surrenden Pfeilen und abgefeuerten
Gewehren und das Pferd und der Reiter gaben einen letzten wütenden
Schrei von sich, ehe er mit einem raschen Aufprall endete.
Obgleich er sich nun in Sicherheit glaubte, erhob er sich nicht
und ging zu seinen Freunden, sondern kehrte um, unwissend welche
Beweggründe ihn dazu brachten.
Der Krieg war ihm zur Last gefallen und er wollte nun noch weg
davon, wollte seinen Frieden finden und keinen Schlachten Ruhm.
Ein Feigling mag er sein, doch lieber ein lebender Feigling
als ein toter Held und so ging er fort, kehrte seiner Vergangenheit
dem Rücken.
Aber das Schicksal wollte es anders.
So erblickte er wieder die Ritter, die er zuvor hinter sich
gelassen hatten, doch nun schienen sie nevös zu sein, denn
die Pferde waren unruhig und die Reiter blickten aus ihren Helmen
heraus rasch umher.
Und da erblickten sie ihn und er erstarrte, blieb reglos und
stumm.
Doch dann blickte er empor dem Himmel entgegen und sprach: „Möchtest
du meinen Tod, oder eine gute Tat?“
Da borsten plötzlich die Wolken und die Sonne warf einen
weiten, hellen Schein auf ihn und verschwand dann wieder.
Er nickte.
Sein Schwert hielt er stets in seiner Hand und nun schwang er
es umher und rannte los.
Ein Ruf entkam ihm, voller Wut und Hass und Angst und doch erzitterten
seine Feinde nicht aber er blieb ungebremst und rannte einfach
weiter.
Die Reiter gaben ihren Pferden die Sporen und rannten los, ihm
entgegen.
So schienen sie aufeinanderzustoßen in lautem Getose und
die Wucht sollte selbst Bäume entfesseln können.
Doch es blieb still.
Er rannte einfach.
Hindurch zwischen den Pferde Beine, wich aus und rannte trotzig
weiter, seine Feinde weit hinter sich lassend und verschwand.
Aus dem Gedächtnis seiner Feinde.
Doch seiner Freunde?
Heinrichs Bart verzog sich plötzlich, ein Zeichen von
Trauer, trotz der heiteren und freudigen Stimmung im Lager.
Mit seiner heilen Hand hob er seinen Krug und da wurde es ruhig
und so viele Gesichter blickten ihn nun an, erwartungsvoll aber
auch geduldig.
„Trotz der Annehmlichkeiten die wir uns an dieser Stelle
genehmigen dürfen und des Sieges feiern den wir errungen
haben, möchte ich noch einmal jener gedenken die nun nicht
mit uns sein können.“
Heinrichs Stimme war laut, tosend und erfüllte das gesamte
Lager.
„Viele sind gefallen, viele lassen Witwen zurück,
doch nun möchte ich einer Person gedenken.“
Einige senkten den Kopf, versanken in Erinnerung.
„Er hat Furcht überwunden, die selbst den Tapfersten
unter uns hätte wanken lassen.“
Er blickte umher, sah in so viele vertraute Gesichter und fand
in so vielen Trauer geschieben.
„Den abscheulichen Dienern des Chaos aus dem Norden hat
er sich gestellt, zweimal zumindest und hat so mir und meinen
Leuten womöglich das Leben gerettet, denn sein selbstloser
Einsatz hat den Feind verwirrt und sein reines Herz ließ
ihn sogar einen von ihnen zu Fall bringen.“
Er seufzte.
„Gefallen ist er, doch gab er sein Leben nicht sinnlos
weg, denn viele verdanken seinem Mut ihr Leben und so möchte
ich auf ihn anstoßen.“
Da erhoben gar alle ihren Krug.
„Auf ihn!“ hieß es im Chor und als alle einen
Schluck zu sich genommen haben fuhr er fort.
„Ich möchte euch noch einmal daran erinnern wofür
er sein Leben gegeben hat und wofür bereit sind zu kämpfen,
wie ein Held und als solcher soll er am Lagerfeuer besungen
werden, bis er zu einer Legende wird.“
Nun verfiel er wieder in seine altvertraute, laute und starke
Stimme und rief so laut er es vermochte diese Worte und alle
stimmten ihm bei..
„Für das Imperium! Für Sigmar!“
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