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THORSTEN SENGER - "DIE KÄLTE DES KRIEGES"

Kälte kroch dem Space Marine langsam und kribbelnd den linken Arm hinauf. Von dort, wo die feindlichen Projektile das schwarz lackierte Ceramit seiner mt den Ordenssymbolden der Black Templars verzierten Servorüstung durchschlagen hatten.
Zumindest glaubte er, dass es Kälte war. Das Gras dieses fremdartigen Planeten war von Raureif bedeckt, also musste es Kälte sein. Nachdenklich und verwundert betrachtete er den Arm. Es war lange her, dass er zuletzt so etwas wie Kälte gefühlt hatte.

Diese Welt war widerlich. Soviel war auf jeden Fall sicher. Nur eine Rasse wie die Menschen konnte sich auf so einer unwirtlichen Kugel niederlassen. Manchmal frage ich mich, ob ich uns bewundern sollte oder ob wir schlichtweg zu dämlich sind das richtige zu tun. Abrupt blieb der Inquisitor, dessen Rüstung die Insignien des Ordo Malleus aufwiesen, stehen und vollführte das Zeichen des Alders. Der Imperator beschützt. Verzeihe mir meine Gedanken, ich habe mich vergessen.
Erneut prüfte er das Magazin seiner mit dem Zeichen der heiligen Inquisition verzierten Boltpistole. Die psionisch imprägmierte Munition darin zeigte ihm aber auch jetzt kein besseres Bild. Lediglich drei einsame Patronen waren ihm verblieben. Ersatzmagazine besaß er nach dem letzten Scharmützel keine mehr. Außer diesen drei Projektilen blieb ihm immerhin noch sein Psihammer, aber dazu müsste er nahe an den Feind heran kommen. Zwar begannen sich seine psionischen Kräfte langsam wieder zu erholen, aber mehr als eine seiner Kräfte würde er wohl im Moment nicht einsetzen können. In einer Stunde vielleicht wieder.
Die Kälte begann sich nun, da die Hitze des Gefechts verflogen war, langsam bemerkbar zu machen. Seine Wangen und Nase begannen langsam vor Kälte zu brennen. Spontan fiel ihm Fenris ein und die mächtigen Krieger die diese Welt ihre Heimat nannten, die Space Wolves. Ob ein Space Marine wohl Kälte fühlte?

Mit der Eleganz eines Balletttänzers glitt der Eldar, welcher in eine giftgrüne Rüstung der Skorpionkrieger gehüllt war, von dem Felsvorsprung hinunter in das von Raureif bedeckte Gras. Einen Moment verharrte er in dieser geduckten Haltung, schwenkte seine Pistole von links nach rechts und wieder zurück. Lauschte auf jedes Geräusch, welches einen lauernden Feind verraten könnte.
Nichts.
Flink bewegte er sich weiter auf die nächste Position zu, die ihm als ausreichender Schutz vor feindlichem Beschuss erschien. Es war ein weiterer dieser kleinen Felsbrocken, die sich überall in dieser Ebene finden ließen. So als hätte eine riesige Hand sie wahllos in diesem Tal verstreut.
Der Eldar gab sich keinen Illusionen hin, was seinen Feind anging. Sicherlich waren es nur Menschen, aber deren Krieger in diesen klobigen primitiven Servorüstungen stellten durchaus eine Gefahr dar. Die Projektile seiner Shurikenpistole durchschlugen dieses Ceramit nur dann, wenn sie auf eine Schwachstelle im Material stießen. Und selbst wenn sie es taten kämpften diese Krieger noch lange weiter, so als würden sie diese Wunden überhaupt nicht wahrnehmen. Immerhin besaß er noch sein wirkungsvolles Skorpionschwert. Ohne Kopf waren auch diese Krieger nicht in der Lage weiterzukämpfen.
Vorsichtig spähte er über seine Deckung hinweg. Der nächste Weg würde um einiges länger werden. Zwischen ihm und dem nächsten Felsblock befand sich eine freie Fläche von gut einhundert Metern. Darauf verstreut lagen einige nun stumme Zeugen dieses Konflikts. Neben den Leichen einiger Menschen stachen ihm vor allem die der Angehörigen seines eigenen Volkes ins Auge. Einen Moment lang versuchte brennende Wut die Oberhand über ihn zu gewinnen, doch er kämpfte sie mühsam nieder. Er musste ruhig und gefasst bleiben. Wahrscheinlich war er auf einige Entfernung der einzige seines Volkes. Alleine in den feindlichen Reihen.
Seine Brüder hatten gut gekämpft und dem Gegner einen teuren Blutzoll abgerungen. Fast die dreifache Anzahl an toten Menschen fand sich in der Ebene. Darunter auch drei Kämpfer in schwarzer Servorüstung. Space Marines nannten die Menschen diese mittels primitiver Genetik, die eher an Schlachtermethoden erinnerte, modifizierten Superkrieger.
Mit grimmiger Befriedigung und einem leichten Bedauern für seine gefallenen Brüder nahm er all diese Information zur Kenntnis, während er weiterhin nach möglichen Feinden Ausschau hielt.
Sein entweichender Atem verwandelte sich in kleine, verräterische Dampfwölkchen. Diese Kälte würde ihm noch zum Verhängnis werden.

Verärgert riss sich der Black Templar aus den Träumereien über seinen Arm. Eiserne Disziplin gewann langsam und zäh wieder die Oberhand in seinen Gedanken. Er musste schwerer verletzt sein als er ursprünglich dachte. Aber das änderte nichts an seiner Mission. Er war einer der Engel des Todes. Ein Space Marine vom Orden der Black Templars, der Kreuzfahrer wider die Feinde des Imperators.
Beinahe unbewusst überprüfte er das Magazin seiner Boltpistole. Es war noch zu gut Dreivierteln voll. Das war nicht weiter verwunderlich, hatte er sich doch im nur wenige Minuten zurückliegenden Gefecht von seinem Glauben leiten und seinem heiligen Zorn freien Lauf gelassen. Entflammt von gerechter Wut über den Verlust seiner Schwertbrüder hatte er die Energiewaffe eines Bruders aufgenommen und seinen Feinden mit dieser Waffe vielfach den Tod gebracht. Wie ein Sturm war er über sie gekommen. Erfüllt von dem Durst nach Rache und kalter Wut.. In der einen Hand sein Kettenschwert, in der anderen die Energieklinge, ließ er die Waffen im Andenken an seine Brüder das Blut derer Mörder trinken. Für eine kurze Zeitlang war seine Boltpistole vergessen. Er wollte diese feigen Aliens nicht bloß töten. Er wollte mit ihrem Blut diese Klingen reinigen, sie weihen um seine gefallenen Kameraden zu ehren.
So kämpfte er weiter, schlug mit den beiden Schwertern um sich, bis die feigen Xenos Hals über Kopf in die Wälder flohen. Immer noch von rasendem Zorn erfüllt setze er ihnen nach. In der einen Hand das Energieschwert, in der anderen führte er nun wieder seine Boltpistole, deren heilige Projektile einigen weiteren Xenos den Tod brachten. Doch letztendlich schien die Feigheit seinen Gegnern Flügel zu verleihen und selbst er konnte ihnen nicht mehr folgen.
Angekommen an dieser Lichtung wurde er sich bewusst, dass er alleine war.
Mit den Erinnerungen an das gerade Vergangene schien sein Geist endlich klarer. Vielleicht war es auch die Routine, das Überprüfen seiner Waffen und Ausrüstung, das noch dazu beitrug sich wieder in die Gewalt zu bekommen. Er wusste es nicht.
Seiner aktuellen Lage hingegen war sich der Black Templar sehr wohl bewusst, nun, da sein rasender Zorn verglüht war. Er war alleine und konnte in näherem Umkreis weder Freund noch Feind ausmachen. Obwohl sein Helm keine Beschädigungen davongetragen hatte, war er dennoch nicht in der Lage mit seinen Brüdern Kontakt aufzunehmen. Er besaß ein Energieschwert und seine Boltpistole, sowie neben dem bereits eingelegten Magazin noch drei weitere. Sein Kettenschwert hatte er in seinem rasenden Zorn von sich geworfen als die Xenos geflohen waren. Außer der Wunde an seinem linken Arm wies seine Panzerung noch eine Anzahl weiterer Beschädigungen auf. Sie waren aber weitaus kleiner und die Treffer, welche diese verursachten hatten wenn überhaupt nur oberflächliche Schnittverletzungen zur Folge.
Wieder musste er sich beherrschen um nicht erneut einen Blick auf die Armwunde zu werfen, von welcher sich immer noch Kälte auszubreiten schien.
Vielleicht ist es dieser Planet? Beginnt das Chaos langsam Besitz von mir zu Ergreifen? Fühlt es sich so an, wenn es sich in einem ausbreitet? Kalt? Imperator beschütze mich. Bewahre mich davor, ein Werkzeug der dunkeln Götter zu werden. Eher werde ich im Kampf zu deinen Ehren sterben als auch nur ein einziges Mal meine Waffe im Namen der dunklen Götter zu erheben.
Hastig kniete er sich in das vom Raureif feuchte Gras und begann eine Litanei zu Ehren des Imperators zu beten.

Entschlossen stapfte der Inquisitor weiter durch die lichte Vegetation und das nasse Gras. Irgendetwas an diesem Planeten war ihm unheimlich. Es war nicht das Gras oder die Bäume. Es war etwas weniger greifbares. Er blieb stehen und schnaubte abfällig. Da stehe ich nun, ein Inquisitor des Ordo Malleus, der bereits mehr als nur eine Abnormität des Warp besiegt hat. Selbst Dämonen haben es nicht geschafft mein Herz zu erschüttern. Und nun werde ich nervös wegen etwas, dass ich nicht einmal definieren kann. Reiss dich zusammen, beim Imperator!
Er sah sich noch einmal genau um. Nicht die Bäume, nicht das Gras. Nicht einmal der Raureif, nein. Nein, aber vielleicht war es der Grund für den Raureif?
Die Kälte?
Ja. So fühlte es sich an.
Kalt.
Aber dennoch war da irgendwas anders. Es war nicht die Kälte eines frühen Morgens auf diesem fremden Planeten. Sie war irgendwie anders. Fremd. Sie kam auch nicht von außen, vielmehr schien sie aus ihm selbst zu kommen.
Er hatte sie bereits vorhin gespürt, als er an der Seite eines Zuges imperialer Soldaten gegen jene Xenos gekämpft hatte. Die Eldar. Sie waren ebenso plötzlich wie unerwartet aufgetaucht. Eigentlich kam er hierher um mit einer Abteilung der Imperialen Armee eine Gruppe Chaoskultisten, deren Anführer von einem Dämonen besessen schien, zu vernichten. Als er ihn stellen wollte, übernahm der Dämon die vollständige Herrschaft über seinen Wirt und tötete viele Soldaten, Chaosanbeter wie Imperiale, bevor er in diese Wälder floh.
In seinem Übereifer, für den er bereits bestraft wurde, sandte der planetare Verwalter einen interstellaren Hilferuf, welcher von einem Ordensschiff der Black Templars beantwortet wurde.
Über das deren schnelle Ankunft konnte man geteilter Meinung sein. Auf der einen Seite waren die Space Marines hilfreich, da der Einfluss des Dämons weit tiefer reichte als ursprünglich angenommen. Weitaus mehr Soldaten waren dem Makel des Chaos erlegen und führten einen Guerillakrieg gegen die loyalen Streitkräfte des Imperators, dem letztere alleine niemals Stand gehalten hätten. Andererseits stellte sich einem die Frage warum es denn ausgerechnet dieser Orden sein musste der dem Planten zu Hilfe eilte. Die fanatischen Black Templars waren dafür bekannt niemals Seite an Seite mit Psionikern zu kämpfen und dies betraf auch die Inquisitoren des Ordo Malleus.
Zum Glück hatte der planetare Verwalter den Umstand der Anwesenheit eines Inquisitors in seinem Hilferuf nicht erwähnt und so war Letzter in der Lage gewesen mit seinen verbleibenden Inquisitionsgardisten alleine die Suche nach dem Dämonen aufzunehmen.
Es hatte auch nicht lange gedauert, da trafen sie bereits auf die ersten Kultisten. Der Kampf war hart, aber er versprach kurz zu werden. Die Imperialen waren den Gegnern zahlmäßig überlegen.
Und dann waren sie plötzlich aufgetaucht: Eldar. Ein wahrer Sturm aus Projektilen flog scheinbar ungehindert durch die Kultisten und tötete neben diesen auch noch einen beträchtlichen Teil der tapferen imperialen Soldaten. Durch das plötzliche Auftauchen der Aliens überrascht und angewidert von ihrem schändlichen Tun befahl er den Angriff.
In dem Streben seine tapferen Soldaten zu unterstützen versuchte er seine psionischen Kräfte in einer destruktiven Entladung gegen den Feind zu schleudern. Doch als er begann diese Energie zu sammeln öffnete sich der Warpraum weiter als gedacht und drohte ihn zu verschlingen. Verzweifelt kämpfte er die folgenden Sekunden um den Erhalt seiner Seele, doch ihm kam es wie eine Ewigkeit unvorstellbarer Qualen vor. Als er diesen Kampf mühevoll gewonnen hatte konnte er nicht anders als seinem entkräfteten Körper nachzugeben und fiel in tiefe Dunkelheit, die ihn wie eine Geliebte mit weit offenen Armen empfing.
Er wusste nicht genau, wie lange er bewusstlos gewesen war, aber als er wieder zu sich kam waren die Eldar verschwunden. Seine Soldaten entweder tot oder geflohen. Sie hatten tapfer gekämpft und nachdem er sich einen Überblick verschafft hatte war er sicher, dass höchstens zwei oder drei der Soldaten tatsächlich geflohen waren.
Seitdem stapfte er durch diesen Wald, nach wie vor auf der Suche nach dem Dämon.

Langsam und vorsichtig kam der Skorpionkrieger hinter seinem Felsblock hervor. Er hatte in einiger Entfernung etwas entdeckt. Nicht weit vom Schauplatz des eigentlichen Kampfes lag ein weiterer toter Space Marine. Um diesen herum befanden sich noch weitere verstorbene Eldar welche jedoch kaum mehr als solche zu erkennen waren. Jemand hatte sie mit einer Klinge schier in Stücke gehackt. Hie und da fand er Spuren einer Energieklinge, in anderen Wunden fanden sich Zähne eines der primitiven Kettenschwerter der Menschen. Aber keine der beiden Waffen war aufzufinden.
Vor seinem geistigen Auge stellte er den Kampf nach. Die Eldar hatten wohl versucht sich geordnet in die Wälder zurückzuziehen um sich für einen erneuten Vorstoß zu sammeln. Dabei mussten sie von mindestens zwei der Space Marines verfolgt worden sein. Einer der Marines war gefallen und sein Kampfgefährte schien darauf hin einem Wahnsinn verfallen zu sein, der ihn zu einer solchen Greultat befähigt hatte. Die überlebenden Eldar hatten sich weiter in die Wälder zurückgezogen, verfolgt von diesem Tier in Menschengestalt.
Er folgte dem Weg, von dem er glaubte, dass seine Brüder ihn gewählt hatten und stieß bald auf eine weitere verstümmelte Leiche eines Eldar Gardisten. Ein paar Meter davon entfernt lag ein Kettenschwert. Daneben die leeren Hülsen abgefeuerter Boltpatronen.
Entschlossen folgte er den Spuren die der Space Marine bei seiner zornigen Verfolgung hinterlassen hatte. Er würde den Menschen für dessen Taten büßen lassen.

Imperator beschütze mich und meine Seele. Lass mich nicht den dunklen Mächten anheim fallen...
Ein Geräusch riss den Black Templar aus seinem Gebet. Blitzartig fuhr der Space Marine herum, das Energieschwert von knisterndem Leben erfüllt in der einen, seine Boltpistole in der anderen Hand.
Vorsichtig ging er in Richtung des Geräuschs, welches entfernt nach dem Brüllen eines Menschen klang. Aber etwas war anders. Fremd.
Nach nur wenigen Schritten schien plötzlich der Wald einige Meter vor ihm zu explodieren. In einem Wirbel aus Blättern und zerfetztem Holz sprang ein entstelltes Etwas auf ihn zu, welches wohl früher einmal ein Mensch gewesen war. Verdorben und verdreht vom finstereren Chaos. Die geschmolzen wirkende Haut war an einigen Stellen gerissen und gab den Blick auf stark entzündetes Fleisch aus dem gelblicher Eiter troff frei. Der ganze Körper war grotesk aufgebläht und wirkte so als würde er bereits bei der kleinsten Berührung explodieren. Die mit Eiterblasen übersäten Arme endeten in Händen, welche nur drei Finger besaßen die in lange sichelartige Krallen übergingen. Der Kopf wurde von zwei verdrehten Hörnern gekrönt und von Eiterblasen und offenen Wunden bedeckt.
Reflexartig schoss der Black Templar einige Boltpatronen auf das abstoßende Monster ab, während er, dass Energieschwert erhoben, auf es zustürmte.

Es dauerte nur einen Augenblick bevor der Inquisitor den unmenschlichen Schrei, welcher durch den Wald hallte, als das Brüllen des Dämons erkannte. Endlich hatte er ihn gefunden. Entschlossen packte er seinen Psihammer fester und begann in Richtung des Ursprungs des Schreis zu laufen.
Als er kurz darauf das Krachen einer Boltpistole hörte beschleunigte er seine Schritte noch einmal.

Das Chaos war Nahe. Der Feind, den zu vernichten er eigentlich gekommen war. Schnell lenkte der Skorpionkrieger seine Schritte in Richtung des Brüllens. Irgendwo in einem Teil seines Geistes registrierte er auch das darauf folgende Krachen einer Boltpistole. Derselbe Teil, der beim Anblick seiner toten Brüder versucht hatte die Oberhand zu gewinnen. Aber sein Training war stärker. Stellte die Vernichtung einer Kreatur des Chaos über die persönlichen Belange und Gefühle.
Nach kurzer Zeit erreichte der Eldar den Schauplatz eines weiteren Gefechts. Eine grotesk verdrehte Gestalt, deren ursprüngliche Form man nur mit viel Mühe noch als Mensch erkennen konnte stürmte einem schwarz gerüsteten Space Marine entgegen, welcher mit erhobener Energiewaffe ebenfalls dem Feind entgegenlief. Das Zusammentreffen der beiden lief vor seinen Augen wie in Zeitlupe ab. Mächtige Schläge, von der einen Seite mit der Energieklinge, von der anderen Seite mit riesigen Klauen geführt, wurden ausgetauscht. Dazwischen blitze ab und an das Mündungsfeuer einer Boltpistole auf.
Einen Moment später flog der schwarz gerüstete Mensch von einer der mächtigen Klauen getroffen einige Meter durch die Luft und schlug mit einem Krachen gegen einen nahe stehenden Baum. Der Helm war dem Krieger durch die Wucht des Hiebes vom Kopf gerissen worden.
Der Dämon, welcher dem Eldar nach wie vor den Rücken zu drehte, trat auf seinen Gegner zu um ihn endgültig zu töten. Diesen Moment nutzte der Eldar um sich auf den Feind zu stürzen. Mit erhobenem Skorpionschwert und vereinzelte Schüsse aus seiner Shurikenpistole abgebend lief er dem Dämon entgegen.

Die Kampfgeräusche wurden immer lauter. Das verzerrte Brüllen des Dämons, das wütende Krachen der Boltpistole. Dann plötzlich ganz nah das Splittern von Holz. Kurz darauf das eher leise Zischen einer Eldarwaffe.
Und einen Moment später trat der Inquisitor auf eine kleine Lichtung, in deren Mitte sich der Dämon befand. Ein wenig Abseits sah er den zerschundenen Körper eines Space Marine, welcher sich trotz der zahlreichen Wunden versuchte aufzurichten und dabei immer wieder Schüsse aus seiner Boltpistole auf den Dämonen abgab. Auf der anderen Seite ein Eldarkrieger in giftig grüner Rüstung, welcher ein außerirdisches Kettenschwert schwingend und mit einer Shurikenpistole feuernd auf den Dämonen zustürmte.
Schlagartig wurde dem Inquisitor bewusst, dass er nun seine Chance hatte und sie auch wahrnehmen musste. Der Dämon hatte ihn bisher nicht bemerkt und wanke unentschlossen zwischen seinen beiden bisherigen Widersachern hin und her. Die psionischen Kräfte des Inquisitors würden nur für diesen einen Schlag reichen. Es musste einfach klappen.
Schnell halfterte er seine Boltpistole und nahm den Psihammer in beide Hände. Den Imperator lobpreisend stürmte er mit erhobenem Hammer auf den Rücken des Dämonen zu, seine Energie auf die mächtige Waffe konzentrierend.
Kurz bevor er ihn erreichte drehte sich der Dämon zu seinem neuen Widersacher um. Ein Ausdruck puren Entsetzens in dem verzerrten Gesicht war das letzte, was der Inquisitor von dem Dämonen sah als er den Hammer auf den Feind hernieder schmetterte. Psionische Energie entlud sich in gleißend hellen Blitzen mit den Hammerkopf als Zentrum und verbrannte dort wo sie traf Haut, Fleisch und Knochen der Chaos-Monstrosität zu widerlich stinkender Schlacke.

Erschöpft sank der Inquisitor auf die Knie, sich nur noch mithilfe des mächtigen Hammers aufrecht haltend. Dieser erneute Einsatz seiner Fähigkeiten über Gebühr hatte ihn stark erschöpft. Schwer atmend sah er sich nach den anderen beiden Kriegern um.
Der Space Marine hatte sich mittlerweile wieder stark schwankend auf die Füße erhoben, die Pistole zwischen dem Eldar und dem Inquisitor hin und her schwenkend. Der Eldar hingegen stand ruhig neben den schleimigen Überresten des bezwungenen Dämons.
In einer plötzlichen Explosion von Bewegung sprang der Eldar auf den Space Marine zu. Das Kettenschwert heulte Unheil verkündend auf. So schnell es sein erschöpfter Zustand erlaubte griff der Inquisitor nach der Boltpistole in seinem Halfter und schoss auf den Alien.
Doch weder er noch der verdutzt dreinblickende Space Marine waren schnell genug.
In einer fließenden, elegant wirkenden Bewegung schlug der Eldar dem Space Marine den Kopf ab, nur Sekundenbruchteile bevor sich die beiden Boltpistolen nacheinander krachend entluden und dem Alien in kurzer Folge zwei der mächtigen Projektile durch die Brust jagten.

Müde und mit einer Hand schwer auf seinen Hammer gestützt richtete sich der Inquisitor auf. Die Boltpistole in seiner anderen Hand rauchte noch von dem gerade abgegeben Schuss. Der Körper des tödlich getroffenen Eldar war um seine eigene Achse gewirbelt und dann mit zwei blutigen Löchern dort, wo einmal sein Brustkorb gewesen war, zu Boden geschleudert worden. Der Space Marine lag dort, wo er leblos in sich zusammen gefallen war während sein Kopf dem Inquisitor entgegen rollte bis er zum Stillstand kam und mit toten Augen in den Himmel starrte.
Der Dämon war besiegt. Die Eldar würden sicherlich verschwinden, so wie sie es meistens taten. Der Angriff auf den Space Marine schien nur einmal mehr die Wankelmütigkeit dieser fremden Rasse zu bestätigen. Und die Black Templars würden sicherlich noch eine Weile versuchen die verbliebenen Aliens zu jagen bis sie keine mehr finden würden. So lange und vielleicht sogar noch etwas mehr würde der Inquisitor ebenfalls noch bleiben um sicherzugehen dass jedweder dämonischer Makel von dieser Welt getilgt wurde. Möglicherweise mussten noch ein paar unglückliche Seelen, welche den Anblick des Dämonen überlebt hatten erlöst werden.
Die Sonne war nun endgültig aufgegangen und der Morgen wandelte sich zu Tau während es langsam wärmer wurde. Der Inquisitor wandte sich trotz der wärmenden Sonnenstrahlen immer noch fröstelnd von dem Schauplatz des Kampfes ab.
Einen Moment lang blickte er noch ein letztes Mal in das Gesicht des toten Space Marine und in diesem Moment erkannte er sie. Er hatte sie die ganze Zeit gefühlt und nun wußte er endlich, was sie war.
In den toten Augen des Space Marine fand er nur Kälte.
Die Kälte des Krieges.


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