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MATRIX RELOADED REZENSION

TECHPRIESTER

„The Matrix Reloaded“ – seit einem Jahr warte ich schon bewusst auf diesen Film. Gleich zu Anfang möchte ich vorwegschicken, dass ich den ersten Teil „The Matrix“ leider nicht im Kino gesehen habe. Aus diesem Grund klinge ich wohl ungleich viel enthusiastischer als Fans der ersten Stunde.
Die wichtigste Frage vorweg: Hält „Reloaded“ was Joel Silver und die beeindruckenden Bilder versprochen haben? Ja, „Matrix Reloaded“ wird keinen von euch enttäuschen.

Ich versuche nicht zu viel von der Story zu verraten. Diese ist übrigens recht geradlinig, birgt keine besonderen Überraschungen und sorgt für genug Action. Wir erfahren mehr über die Welt in der Matrix, aber auch einen detaillierten Blick auf die letzte Stadt der Menschheit – Zion – wird gewährt. Zion kennen wir aus dem ersten Teil praktisch nur vom Hörensagen, nun können wir es endlich sehen und in einer längeren Rave- und Sex-Szene schon fast spüren.
Wir erleben wieder eine kraftvolle Bildsprache … die kühle grüne Welt der Matrix wird dem warmen Look von Zion gegenübergestellt.
Und die Charaktere? Trinity und Morpheus sind immer noch cool und abgeklärt wie im ersten Teil der Trilogie. Gerade die Geliebte von Neo fiel mir besonders positiv auf – ihre zarte Figur und Körpersprache stehen im jähen Kontrast zu ihrem harten und toughen Auftreten in der Matrix. Auf eine bestimmte Weise wuchs mir Trinity besonders ans Herz. (ähem)
Neo scheint sich am meisten entwickelt zu haben. Seine Kräfte setzt er souverän in der Matrix ein. Diese starke Kraft wird auch durch seine große Akzeptanz und Verehrung seiner Person unter der Bevölkerung Zions unterstrichen. Er ist und bleibt sympathisch, auch wenn wir ihn nunmehr in einer völlig anderen Rolle erleben.
Und Agent Smith? Da sag ich nur: „Mr. Anderson …“ … mehr als einmal musste ich Schmunzeln mit welcher Coolness Hugo Weaving den nun freien Agenten verkörpert. Es macht ihm Spaß in der Matrix nach Neo zu jagen, und ist wirklich unabhängig von allem und allen – sogar anderen Agenten. Und es macht Spaß ihm dabei zuzusehen.
Die anderen Bösewichte enttäuschen ebenfalls nicht. Die beiden Agenten Johnson und Jackson sind bösartig wie immer und schlagen einen Bogen zum ersten Teil. Und das diabolische Grinsen der beiden Zwillinge befriedigt jeden, den es nach richtigen Bösewichten dürstet.

Bei den Spezialeffekten muss ich allerdings die Erwartungen etwas dämpfen. Halt, nicht weil sie technisch schlecht gemacht wären, das ist bei weitem nicht der Fall: Bis auf Trinitys tiefen Sturz aus einem Hochhaus sieht keine Effekt nach CGI aus, und John Gaeta hat wahrlich ganze Arbeit geleistet. Nein, die Negativpunkte sind anderer Art: Da fast alle Spezialeffekte durch Trailer oder Clips gezeigt wurden, sieht der geneigte Fan leider wenig Neues. Dies trübt leider den sonst wirklich hervorragenden Eindruck. Mehr als einmal schoss mir durch den Kopf: „So was hat’s noch nicht gegeben“. Die Musik unterstreicht die Action übrigens ungemein, wir werden richtig mit den Geschehnissen auf der Leinwand mitgetrieben.

Wer so richtig tief in den Film eintauchen will, der darf schon mal Ausschau nach der Zahl Pi halten! Auch einige kleine Filmfehler (Fehler in der Matrix?) fallen bereits beim ersten Schauen auf.

Mein Fazit ist also, dass man sich auf den Film freuen kann, und nicht enttäuscht werden wird. Wer allerdings eine Revolution (ähem) wie beim ersten Teil wartet, der wird wohl zu kurz kommen. Der Film ist spannend, setzt technische Maßstäbe und hat ein fantastisches Ende, das Lust auf mehr macht – er erfindet aber nichts Neues.

TORWÄCHTER

Der Tag auf den ich so lange gewartet hatte war endlich gekommen: „Matrix Reloaded“ im Kino! Nach dem befremdlichen Gang durch den Metalldetektor (welcher keineswegs üblich bei Pressevorführungen ist) ging es los und ich erwartete den Film mit einer Mischung aus unvermeidlicher fan-typischer Euphorie und um für den schlimmsten Fall nicht allzu tief zu stürzen auch mit zurückgesteckten Erwartungen.
Eine gute Lösung, denn gleich vorweg mein Fazit: Ein toller unterhaltsamer und spannungsgeladener Film! Aber er erreicht nicht den überwältigenden Einschlag des ersten Films, der anno 1999 über mich hereinbrach.
Der Grund dafür liegt zunächst einmal völlig auf der Hand, denn damals kam die „Matrix“ absolut unerwartet und schlug ein wie eine Bombe. Nun, vier Jahre später, ist es einfach praktisch unmöglich denselben Effekt noch einmal zu wiederholen. Ich habe es den Wachowskis zwar trotzdem zugetraut, aber in meinen Augen haben sie nun doch „nur“ eine klasse Fortsetzung abgeliefert anstatt einen weiteren Meilenstein der Filmgeschichte abzuliefern.

Zunächst einmal beginnt der Film nach der Traumvision etwas holprig, denn Verknüpfungen und Brücken zum ersten Teil müssen erst einmal etabliert werden. Die Einführung von Link, dem neuen Operator der Nebuchadnezzar, ist sehr plump, aber so endet es nun mal wenn ein Schauspieler plötzlich nicht mehr zur Verfügung steht (Tank wird kurz als Verlust erwähnt, sein Schicksal bleibt leider im Dunkeln). An anderer Stelle setzen die Wachowskis gnadenlos auf das Vorwissen durch ihre parallel ablaufenden Matrix-Produktionen. So wird die Bedrohung durch die grabenden Maschinen zunächst nicht bildlich umgesetzt und als sofort gegeben hingenommen, was für diejenigen welche den „Letzten Flug der Osiris“ nicht gesehen haben verwirrend sein könnte. Für gut informierte Matrix-Fans ist es jedoch überhaupt kein Problem sich sofort zurechtzufinden. Bei unkundigen Kinogängern könnte es aber problematisch werden, sollte dies ihr erster Ausflug in die Matrix sein.

Zum offensichtlichsten Merkmal der „Matrix“-Filme: Die Spezialeffekte.
So visuell opulent der Film auch sein mag – leider wurde bereits in den Trailern so viel von den besten Szenen gezeigt, dass der „Whoa!“-Faktor diesmal fast ausblieb. Der „Burly Brawl“ Kampf in voller Länge war höchst beeindruckend und der LKW-Crash auf dem Freeway hat meine Kinnlade gen Boden gehen lassen – aber auch nur weil ich diese eben noch nicht zig Male zuvor gesehen hatte. Die restlichen SFX-Szenen waren allesamt zwar meisterlich, perfekt und glaubwürdig in Szene gesetzt (bis auf Trinitys Super-SlowMotion-Sturz vielleicht, der mir auch im Trailer schon nicht gefiel), und es stimmt wohl, dass niemand so bald derart komplexe Tricks wird nachahmen können, doch beim Vergleich zwischen Aufwand und Resultat ist das Verhältnis dann doch eher mager. Eine revolutionäre Schockwelle wie seinerseits durch den „Bullet Time“-Effekt (ja, auch wenn Gaeta ihn nicht wirklich erfunden hat) ist nicht zu verspüren. Das propagierte „Virtuelle Kino“ funktioniert zwar sehr gut – aber eben weil es subtil arbeitet und in den meisten Szenen nicht unterschieden werden kann zwischen echtem Darsteller und CGI-Ebenbild. So gesehen ist vermutlich nur für den eingefleischten Filmemacher eine nennenswerte Weiterentwicklung zu entdecken.

Der Look des Films ist nicht zuletzt dadurch irgendwie anders als beim Vorgänger. Er wirkt bunter, vielfältiger und damit (leider?) nicht mehr so düster und atmosphärisch. Auch einen komplett weißen leeren Matrix-Hintergrund habe ich vermisst (wobei es im Kontrollterminal von Zion es recht ähnlich aussieht). Doch die Sets in Zion bzw, der realen Welt sind dagegen echte Augenöffner. Alles sieht verrottet und uralt aus, wie im Innern eines riesigen Unterseeboots. Auch die Rave- und die Sex-Szene wirkten nicht so schlimm wie böse Zungen weismachen wollten. Einzig die Kostüme der Zion-Senatoren erinnerten mich zu sehr an „Star Trek“, der restliche Ethno-Mix aus afrikanischen und ostasiatischen Einflüssen war dagegen sehr stimmungsvoll.

Natürlich gab es auch genug an Kampf und Action. Der im Vergleich zum ersten Film viel höhere Anteil mag nicht jedem gefallen, aber bis auf den eher unnötigen Etablierungskampf zwischen Neo und Seraph fügen sich alle Kampfsequenzen gut in die Handlung ein, wie in einem guten klassischen KungFu-Film aus Hongkong eben, wo es auch alle paar Minuten zur Sache geht.
Die Choreographie ist wie immer exzellent umgesetzt und man kann sich vermutlich gar nicht vorstellen wie viel Arbeit und Einsatz Yuen Wo Ping, sein Team und die Darsteller dafür haben aufbringen müssen. Auch die Zuhilfenahme von digitalen Techniken fügt sich wie gesagt nahtlos ein.

Unterstreicht wird die packende Rasanz durch den ultimativen Soundtrack von Don Davis. Die neue CD hat mich ja schon umgehauen, aber in Verbindung zu den Bildern... zu diesen Bildern... da bleibt nicht viel Luft zum Atemholen.

Das Tempo des Films ist ohnehin gewaltig, es bleiben einem nur wenige Verschnaufpausen im Erzählfluss. Und in diesen geht es recht komplex zur Sache. Die Leitmotive des zweiten Films sind „Bestimmung“ und „Entscheidungen“, und das bekommt man dieses Mal leider höchst plakativ aufgedrückt. Während im ersten Teil vieles relativ subtil im Hintergrund verlief, ist mir der philosophische Aspekt diesmal etwas zu vordergründig ausgefallen. Fast in jedem Dialog fällt der Begriff „Bestimmung“ und allzu viele Personen wissen über Dinge Bescheid, die sie uns nicht zu erklären vermögen. Ab der Mitte des Films beginnt das überbordende Gerede sogar langsam zu nerven, doch das kuriose Finale entschädigt dafür. Wer den mathematisch-technologischen Monologen des Architekten zu folgen vermag, welche krass im Kontrast zu den philosophisch-religiösen Reden von Morpheus, Orakel & Co. stehen, der beginnt nun, nachdem er im ersten Film erfahren hat was die Matrix ist, zu verstehen, wie die Matrix funktioniert. Danach dann nur noch eine Prise Hollywood-Romantik und ein fieser Cliffhanger, der uns relativ ratlos über den weiteren Storyverlauf des dritten Teils zurücklässt. Da hilft auch der „Revolutions“-Trailer nach dem Abspann nicht.

Man darf also gespannt sein was im November noch auf uns zu kommt. Vor allem ob der Merowinger, Persephone oder die Zwillinge dort noch eine tragende Rolle spielen werden, wo „Matrix Revolutions“ doch hauptsächlich in der realen Welt spielen wird. Denn deren Auftritte in „Reloaded“ sind doch eher kurz und ihre Charaktere daher eben dementsprechend auch recht flach. Gerade die Zwillinge fand ich zum Beispiel nicht so beeindruckend, im Vergleich zum neuen Agent Smith, dessen Ego proportional zu seiner neuen Vielzahl angewachsen zu sein scheint, wirken sie doch eher nur wie blasse Ersatz-Bösewichte.

Wie dem auch sei, Andeutungen im Film und nicht zuletzt der Titel lassen vermuten, dass „Matrix Revolutions“ nicht in einer platten Hollywood-Auflösung enden wird, in dem die Maschinen besiegt werden, sondern mit einer Welt, in der Koexistenz zwischen Mensch und Maschine möglich sein wird. Doch auch der dritte Teil wird vermutlich „nur“ eine klasse Fortsetzung eines kongenialen filmischen Meisterwerks, dessen Status als wegweisender ScienceFiction-Film meiner Meinung nach einfach unerreichbar bleibt...







   
   
   


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