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Es ist unwahrscheinlich, dass es je wieder jemand wie J.R.R. Tolkien geben wird
- ein modernen Klassiker

- Daily Telegraph -



VON DEN ZWERGEN

Einige Erinnerungen an den Zwerg also, den der natursichtige Mensch oder die Volksphantasie wohl überall auf der Welt erschaut hat, jenen Archetypus unseres Unterbewusstseins, der ursprünglich von Trägern des Mythos und der Sage, im Volksaberglauben für wirklich gehalten, im Volksmärchen dann aber zwischen Realität und Erdichtung geraten ist.
Er erscheint als ein unterirdisches Wesen, das im Erdinneren, in Höhlen, Grotten und Gruben oder im Waldversteck haust. Ethnologen bestätigen uns, dass im Inneren von Afrika heute noch Zwergvölker leben, denen schon die alten Ägypter begegnet sind, deren Köpermaße noch weiter untertrieben wurden und so ins Märchenhafte übergegangen sind. Frühantike Kulturnationen haben solche Völker, so sie ihrer habhaft werden konnten, zu Bergwerksarbeiten herangezogen, weil sie sich in den engen Stollen am besten bewegen konnten. Wie ein Historiker der Mineralogie wissen will, haben sich ihre Urbilder auch nördlich der Alpen verdungen, woraus, nirgends sesshaft, immer weiter wandernd, sich die Sage der Unsichtbarkeit der Kobolde gebildet hat.
Diese Erklärung ist im realen wie im mythischen Sinne widerlegt, ja überholt durch in unseren Tiefenschichten angelegten Strukturelementen, zu denen wir andere archaische Urbilder, wie die Schlange, die Hexe, die Fee und ähnliche Traumtypen rechnen, darunter den meist menschenfreundlichen, Horte hütenden, Schätze findenden Berggeist. Die altgermanische Sage hat in charakteristischer Umkehr auch den bösen, seinen Hort mit Neid und Missgunst bewachenden Zwerg gekannt. Wir denken an Alberich, der die Nibelungen im Berg arbeiten lässt, dem mit seiner Tarnkappe die Unsichtbarkeit verliehen ist. Vielleicht ist dessen Neid und Geiz aus dem Minderwertigkeitsgefühl des Zukurzgekommenen zu verstehen.
Eine bedeutsame Rolle spielen zwergische und zwergähnliche Wesen in der archaischen Frühzeit der Griechen, die sie in besonderen Kulten verehrten und häufig auch in der Kunst zu finden waren. Die Zwerge der nordischen Sagen haben einige Grundzüge mit ihnen gemeinsam, etwa geisterhafte humoristische Qualitäten, die in der bildenden Kunst beliebt waren. Viel belacht wurde zum Beispiel der Angriff auf den seelenruhig weiterschlafenden Herakles, wobei wir in der Literatur an den Versuch der Zwerge bei Swift denken, den riesenhaften Gulliver zu fesseln.

Aus "Verzauberte Welten" von Time-Life:
"Die einzigen schriftlichen Überlieferungen über Zwerge sind aus Island zu uns gekommen, jenem Land des Feuers und des Wassers am fernen Rand der nördlichen Welt, wo Gelehrte und Dichter des Mittelalters aus fragmentarischen Geschichten vom Beginn der Schöpfung umfangreiche Erzählungen und Lieder gestalteten. In dieser sogenannten 'Edda' erscheinen die Zwerge, wie sie in ihren frühesten Zeiten gewesen waren, als Schmiede der Götter und Gestalten von titanischer Macht. Sie besaßen nichts von der Scheu ihrer Nachfahren, sondern waren hochmütig und prahlerisch. Die Zwerge traten gemäß der Edda gleich nach den Göttern ins Dasein, und ihre Gestalt formte sich aus der gleichen Urmaterie wie die Felsen, Berge und Meere unseres Planeten. Die Erzählung vom Ursprung des Zwergengeschlechts ist gleichzeitig die von der Morgendämmerung der Erde..."

Hier einige bekannte Zwergenfamilien und ihre unterschiedlichen Eigenschaften:
- Die Kobolde aus Nordeuropa waren hilfreich und fröhlich, wenn man sie gut behandelte; kränkte man sie, verursachten sie Chaos im Haus.
- Der irische Cluricaune war ein notorischer Trinker, aber immer gut gekleidet.
- Den irischen Leprechaun konnte man finden, wenn man seinem Hämmern nachging, doch noch niemand konnte je sein Gold stehlen, da er geschickt seine Verfolger ablenkte.
- Die Wichtlein aus Deutschland dürften uns wohl allen aus unseren Kindertagen bekannt sein.
- Wenn der schottische Brownie geärgert wurde, verwandelte er sich in einen Boggart, der sehr tückisch war.
- Und dann noch der Redcap aus dem schottischen Grenzland, der Reisende angriff und mit ihrem Blut seine Mütze färbte.

J.R.R. Tolkiens Zwerge sind in der germanischen Mythologie zu suchen. Ihre nordischen Namen stammen zum großen Teil aus der isländischen "Edda". Sie haben in seinen Geschichten einen anderen Ursprung. Von Aule, ein Vala der Schmiedekunst erschaffen, konnten sie sich nur nach seinem Willen bewegen, Illuvatar erweckte sie zum Leben und sie schliefen, bis Elben und Menschen erwachten. Der älteste der Zwerge war Durin I. aus Moria. Die meisten uns bekannten Zwerge stammten aus seiner Familie. Sie waren nicht ganz so empfindlich gegen die Macht der Ringe, untersetzt und kraftvoll gebaut. Ihre auffallendsten Eigenschaften waren Sturheit, Verschlossenheit und sie waren geschickte Edelstein- und Metallschmiede. Mit Elben und Menschen wollten sie nicht viel zu tun haben aber sie halfen z.B. beim Bau von Menegroth, wo der Streit um das Nauglamir sie jedoch wieder entzweite.

Die bekannteste Zwergenart aber kann allerorten in freier Laufbahn beobachtet werden.
Aber wer macht sich schon Gedanken um diese kleinen Kerle, die höchstens als Gartenzwerge, stellvertretend für das Kleinbürgertum und -denken, im Freien herumstehen und die Gemüter ihrer Liebhaber und Gegner gleichermaßen erhitzen?

Autoren: Inge Schemm & Petra Krippner



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